…doch noch ein starker Winter “winterlicher Roadtrip mit Hubsn”


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Die Eiskletter Saison ist heuer alles andere als berauschend. Der fehlende Schnee im Osten und die warmen Temperaturen machen Eisklettern nicht wirklich möglich. Auch wenn es die ein oder anderen Alternativen gibt, richtig Eisklettern ist aus unserer Sicht zurzeit nicht optimal. Aus diesem Grund wollten wir, Hubsn und ich, ein wenig weiter wegfahren, um doch noch ein paar Wasserfälle zu knacken. Bis zu unserem Abfahrtstag waren wir sehr unentschlossen. Viel angekündigter Schnee im Süden machte unsere Entscheidung nicht einfach.



Extrem viel Schnee im Aostatal in Valnontey

Freitagnachmittag, endlich ging es los, wohin wussten wir noch immer nicht. Ich fuhr zu Hubsn und holte ihn von zuhause ab. Unser geplantes Reiseziel war das Aostatal  (Grant Paradiso – Nähe Montblanc). Der starke Schneefall machte uns jedoch gleich am Anfang einen Strich durch die Rechnung. Es war nämlich ein erhebliches Verkehrschaos und teilweise war die Südautobahn gesperrt. Somit starteten wir über die Westautobahn und über Innsbruck. Bevor wir weiterfuhren telefonierte ich mit Peter (www.kunig.at). Peter berichtete mir von sehr guten Verhältnissen der Hängenden Gärten. Hubert musste ich nicht lang überreden und 40 Minuten später waren wir bei Peter und Ruth und tranken ein oder zwei gemeinsame Bier. Dann checkte uns Peter seine Couch und wir hatten ein warmes Schlafplatzerl. Danke!

Die hängenden Gärten in perfektem Zustand

Nach einem guten Frühstück ging es dann Richtung Hängende Gärten. Vorher holte Peter noch seinen Kletterpartner ab. Benni Purner, ein Name für sich, wer sich in der Eiskletterszene ein wenig auskennt. Zwei Wochen davor war ich eine seiner Erstbegehungen den Moonwalk geklettert. Am Parkplatz war bereits die Hölle los und als wir Richtung Einstieg gingen konnten wir es kaum glauben. Es waren bereits fünf Seilschaften vor uns. Aber wir machten uns keinen Stress. Schließlich hatten wir den ganzen Tag Zeit und das Wetter war auch perfekt.

Hubsn in der ersten Seillänge

Außerdem lernten wir Benni ein wenig besser kennen und so verging die Zeit. Der Wasserfall selbst war ein Geschenk. Top Verhältnisse in perfektem Eis. So konnten wir uns eine flotte Begehung holen und überholten sogar noch eine Seilschaft. Wir verabschiedeten uns von Peter und Benni und fuhren weiter Richtung Aostatal. Dort kamen wir dann spät am Abend an, weil es am Brenner einiges an Verkehr gab. Der nächste Tag war tief winterlich.

Winterfeeling im Bus

Es schneite und die Temperatur war um die Null Grad. Anfangs wollten wir nicht so richtig glauben, dass es passen könnte, bei dem vielen Schnee, aber wir wollten uns selber ein Bild machen und wie immer bei solchen Dingen muss man sich die Dinge vor Ort anschauen. Gesagt getan spazierten wir mit unseren Tourenskiern nach hinten. Und interessanterweise waren viele Wege gespurt und (fast) überall wurde geklettert.

Die ersten Seillängen von der “Repentance Super”

Nach unserer Erkundungstour ging es zurück zum Bus, wo wir uns für den nächsten Tag vorbereiteten. Hubsns großes Projekt wollten wir morgen knacken. Die Repentance Super. Die schwerste reine Eis Linie in diesem Tal. Die Linie erstreckt sich über steile Eis Kaskaden und Säulen im WI 5+ Bereich, in alten Führern auch mit WI 6 bewertet, und ist mit ihren 250 Meter ein komplexes Ding, das es zu klettern gilt. Bei tief winterlichen Bedingungen starteten wir in eisiger Dunkelheit. Der Schnee knirschte unter unseren Schuhen und die tiefe Stille brachte uns in Fahrt. Nach knapp 2 Stunden waren wir beim Einstieg.

Ein perfektes Umziehplatzerl

Ein schönes ebenes Platzerl unter einem großen Granitblock. Dort zog die erste steile Länge hinauf. Hubsn und ich sind gut eingespielt und somit ging alles ohne viele Erklärungen. Ich klickte mir die letzten Schrauben auf den Gurt machte nochmal einen kurzen Check und dann startete ich in die Länge. Knackig, schlechtes Eis, Schneeeinschlüsse, Spindrifts und Spritzwasser machten die 60m Meter zu einer doch zachen Sache. In einer sicheren Nische machte ich Stand und Hubsn kam zu mir zum Stand und sagte: “Zach“.

Die erste zache und lange Seillänge

Souverän kletterte er die nächste steile Länge und machte unter der Säule Stand. Ich hatte genügende Power und Reserven und so zog ich in die nächste schwere Länge. Um ein gutes Gefühl zu haben, kletterte ich mit ganz dünnen Handschuhen, was mir weiter oben leider zum Verhängnis wurde. Als ich die Länge schon fast geknackt hatte, kamen von oben ein paar fette Spindrifts, die teilweise ganz schön Power hatten.

Fette Spindrifts in einer der heiklen Seillängen

Nach der dritten Lawine spürte ich meine Finger nicht mehr und musste eine kurze Pause machen. Ich setze mich kurz ins Gerät und wärmte meine Finger. Immer wieder kamen von oben Spindrifts. Also wollte ich jetzt schnell weiter. Ich zog hinauf zum Stand und fand einen perfekten Stand in einer Höhle.

Stand in der Höhle – perfektes klares Eis

Hubsn hatte ein wenig mehr Glück, aber einen Spindrift musste er auch schlucken. Die restlichen Seillängen waren dann ein wenig leichter. Am Ausstieg war dann alles flach und keine steilen Hänge, was die Situation sehr angenehm machte, da sich die Lawinensituation nicht gerade beruhigte. Visasvis donnerte es immer wieder und über die steilen Hänge rutschen gewaltige Dinger ab.

Hubsn in der vorletzten Seillänge Repentance Super

Gemütlich seilten wir wieder ab, da wir nicht im exponierten Gelände waren. Die Stände sind teilweise gebohrt und alle Abseiler waren eingerichtet. Einfach perfekt. Am Hosenboden ging es im Schnellabstieg wieder Richtung Wald und zurück zum Auto. Da es immer noch schneite und die Lawinendonner mehr wurden, entschieden wir uns am nächsten Tag „Powdern“ zu gehen. Wir fuhren am Abend noch nach Courmayeur, wo auch extrem viel Schnee war. Mit der ersten Gondel ging es los und was soll ich sagen: Pulver, Pulver, Pulver. Wir fuhren die steilen Lifttrassen und zogen unsere Spuren im Freeride Gelände. Es war der Hammer. Einfach unglaublich. Es war so genial, dass ich abends draufgekommen bin, dass ich kein einziges Foto gemacht habe…

Tief verschneite Boulderblöcke

Hubsn hatte sich leider bei einem Sturz seine Schulter leicht verletzt und somit waren wir gezwungen einen Ruhetag zu machen. Da Chamonix nicht weit ist, nutzten wir die Chance und gingen dort ins Hallenbad, um ein wenig zu relaxen. Im Whirlpool entspannten wir und anschließend mal wieder richtig zu duschen war auch ganz angenehm.

Im Hintergrund die Aiguille du Midi

Mein Traum: „Das Vallée Blanche“
Ein wettertechnisch perfekter Donnerstag, aber so hat es leider nicht angefangen. Am Morgen holten wir uns die Karten für unsere Gondel. Leider war noch kein Betrieb  möglich, da es zu viel Schnee in die obere Gondelstation geweht hatte. Auch der Wind zog oben auf seinen 3800 Meter starke Schneefahnen. Somit war alles auf „hold“. Weiters gab es eine Warteliste und wir konnten erst mit der Gondel Nr. 30 fahren was zu diesem Zeitpunkt (08:00) einen Start um 13.30 bedeutete. Naja, auch egal Hauptsache einmal das „Vallée Blance“ fahren, dachte ich mir.

Vallée Blanhce – so geil!

Wir überlegten nach Argentière zu fahren um dort eine Abfahrt zu machen. Als wir den Bus starten wollten, ging uns die Batterie ein. So ein Sch… bei dem perfekten Wetter. Gut bzw. nicht gut. Starterkabeln hatte ich im Bus und ein Bergführer gab uns netterweise Starthilfe. Perfekt. Auf nach Argentière. Dort war die Hölle los. Es waren so viele Leute, dass wir keine Lust hatten uns anzustellen. Zurück zum Auto und wieder um Starthilfe betteln. Ein Skilehrer war so nett und half uns wieder. Zuerst wollten wir eine neue Batterie besorgen, bevor wir weitere Pläne schmiedeten. Im Nachbarort fanden wir eine Werkstätte, die eine passende Batterie hatte. Glück gehabt. Nachdem wir diese eingebaut hatten, ging es wieder zurück. Dort wollten wir einfach auf die Gondel warten schließlich hatten wir ja ein Ticket und  eine Reservierung. Dann drehte sich aber alles zum Positiven.

Vallé Blanche – perfekte Bedingungen – besser geht’s nicht

Als wir zur Gondel kamen war unsere Nummer bereits dran. Perfekt. Rein in die Gondl und rauf auf die Aiguille du Midi. Einfach geil. „Powder“ bis zur Hüfte und perfektes Wetter. Ein kleiner Traum ging in Erfüllung. Das Vallée Blanche zu fahren. Und das bei solchen Bedingungen.  Aber es kam noch besser. Denn die Abfahrt war bis ins Tal möglich und um 13:00 waren wir wieder unten und somit ging es ein zweites Mal hinauf. Die Bedingungen waren noch immer super.

Ich bei der Talabfahrt bei unserem zweiten Run

Die Sicht wurde schon etwas schlechter, was aber nicht so tragisch war. Mit einem fetten Grinser und einem „Weinwürfel“ fuhren wir wieder zurück ins Aostatal, um wieder was im Eis zu klettern. Auch dort wurde der selbige Tag voll zum Eisklettern genützt. Somit war klar, dass wir morgen was klettern können. Hubsns Schulter war auch fast wieder gut. Wir kletterten die Patrifälle in all ihren Varianten und Säulen.

Hubsn im “Patri de gauche”

Perfekte Bedingungen, gespurte Zustiege und gutes Eis machten den Tag zu einem schönen Eisklettertag bis auf ein kleines Missgeschick. In einer steilen Längen war ich gerade am vorsteigen und ich war ca. 5 Meter über der letzten Schraube, als mir ein größerer Eisbrocken ausbrach und auf meiner Stirn mit einem dumpfen Schlag endete. Ich hing in meinen Geräten und wartete was passieren und ob mir „schwarz“ vor den Augen würde. Zur selben Zeit füllte sich mein linkes Auge unbemerkt mit Blut und ich sah nur noch einen Nebel. Zu dem Zeitpunkt wusste ich jedoch noch nicht, ob das Auge was abbekommen hatte.

Kleines Cut – große Wirkung

Trotzdem hing ich noch „recht locker“ in meinen Geräten und fühlte mich gut. Ich drückte meine Stirn gegen das kalte Eis, welches sich auch gleich rot einfärbte, was aber bald weniger wurde. Somit war ich beruhigt und als ich mit meinem linken Auge wieder besser sehen konnte, wusste ich, dass alles nicht so schlimm sein konnte. Interessanterweise hatte ich trotz dem langen Hängen richtig Kraft, um die Seillänge „gemütlich“ fertig zu klettern. Am Stand machte ich ein Foto von mir, um den Schaden auf meiner Stirn festzustellen. Eigentlich nur zwei kleine Cut´s. Gleich gut weitergekühlt war die Blutung bald gestoppt und wir konnten weiterklettern. Nachdem wir oben alles geklettert waren, seilten wir uns ab und kletterten zum Schluss noch die kleine Säule am Einstieg. Die war zwar waschlnaß, dafür aber nur kurz.

Kleine Säule im Einstiegsbereich der Patri Fälle

Somit war für heute alles erledigt und wir waren relativ früh wieder beim Bus, was uns fast ein wenig zum Verhängnis wurde bzw. eher der Weinwürfel, welchen wir uns in Frankreich kaufen mussten (lt. Hr. Alfred!). Am Abend ging uns dann das Gas aus und es gab eine klare und sehr kalte Nacht. Das Aufstehen wurde hart. Kein Kocher, kein Gas und alles war eingefroren. Mein Not Benzinkocher funktionierte gerade für ein Häferl Kaffee, dann gab auch dieser den Geist auf. In solchen Situationen wird alles ein wenig mühsam, aber wir hatten ein Ziel. Die Säule vom Senitel Ice Fall. Ein knackiger Wi 5+, der zwar nicht so lange ist, aber sehr schön da stand.

Abseilen für den Sentinel Ice – Gut gebohrte Abseilstände

Wir starteten früher als geplant, um uns aufzuwärmen. Relativ schnell waren wir oben beim Einstieg, da der Fall relativ am Anfang des Tales steht. Oben genossen wir dann den Sonnenaufgang. Leider aber auf der falschen Seite somit konnten wir zwar Sonne sehen, aber nicht spüren. Eh kloar schließlich wollten wir ja Eisklettern. In zwei zügigen Längen zogen wir hinauf und seilten anschließend wieder ab. Als wir wieder bei unseren Rucksäcken waren gab es bereits großen Andrang. Vier Seilschaften wollten den Fall klettern.

Gipfelsieg der “Super Repentance”  - Danke Hubsn für die starke Woche

Diesmal waren wir aber die ersten. Schnell waren wir wieder beim Bus. Dort sortierten wir noch Material, tranken einen guten Italienischen Kaffee, im Cafe, und fuhren anschließend 1.100 km bei sehr guten Verkehrsbedingungen wieder heim. Eine perfekte Woche! Danke Hubsn dem Polarbären und bis zu unserer nächsten Abenteuerreise.

Links in die Fotogalerie
Hängende Gärten (Tirol)
Repetance Super (Aostertal)
Vallée Blanche
Patri Fälle
Sentinel Ice
Information vom Valnontey Tal (Karte & Wasserfälle)

 

 

  1. Der andere Flo am 18. Februar 2014

    Wie genial – endlich das Vallee Blanche! :-) bei super Bedingungen. Traum!
    Beim nächsten Mal gehen da auch fix die Kletterpatschen mit!!
    Und wenn ich dabei bin, wird auch das Feiern in Cham nicht so schnell gespritzt ;-)
    Gratuliere zu den Erfolgen!

    • :-), für die Kletterpatschen war´s viel zu kalt und viel zu viel Schnee!
      ja Party machen haben wir versäumt 8-)

  2. dom am 14. Februar 2014

    Coole Gschicht Flo!
    Punkteabzug gibts nur für die anfängliche Planlosigkeit (gar net thameresk), für die Hilfsbedürftigkeit ob eingegangener Batterie (host eh a zweite, gib dir selbst Starthilfe…), das ausgegangene Gas (krawuzzikrawuzzikrawuzzikrawuzzi; aber da wär i grantig gewesen an deiner Stelle) und das blutige Gsicht (auauau)!
    Ansonten TOP – Abenteuer pur! like:)

    • Hin und wieder muss sogar ich improvisieren. Die zweite Batterie ist volle verbaut und fast zu klein. Das Gas woar a Pech und der Sch… Kocher den schmeiß i jetzt bald weg. Der wird immer nur serviceirt und funkt faktisch nie. Zumindest wenn i das Ding brauch! 8-)

  3. Gratulation für eure tolle Woche!
    Ein wenig “zerdepscht” schaust aus, Flo- und nur weil`st ein Wimmerl auf der Stirn ausdrückt hast? ;-)
    Und bevor man auf die Seilbahn ins Vallee Blanche soo lange warten muß, geht ma am besten zu Fuß rauf… Training, Burschen!!!

    lgm

    • he, he, he zu fuss – na da will ich dich mal sehen! 8-)