Auf dem Weg zum Jakob


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Nachdem ich mal eine Reise allein starten wollte und ich total gern in der Natur bin und wandere, haben mich meine Reisepläne bald auf den Jakobsweg in Nordspanien gebracht. Traumhafte Natur, man geht zwar meist allein, trifft aber immer wieder Leute, ein gut markierter Weg und hoffentlich natürlich schönes Wetter in Spanien trotz Ende März/Anfang April.



Am 29. März ging’s los mit der Maschine von Wien nach Mallorca (sieht übrigens berg- und klettertechnisch toll aus mit den beeindruckenden Tremontana…) und von dort weiter nach Oviedo. Von Oviedo bin ich dann mit dem Bus 3 ½ Stunden nach Ponferrada, meinem Ausgangspunkt. Der ganze Samstag ging mit der Reise dorthin drauf, dafür war das Wetter und die ehemalige Stadt der Tempelritter Ponferrada sehr schön. Von Ponferrada bis Santiago waren 205 km Wegstrecke zu bewältigen. Diese hab ich dann auch in 7 ½ Tagen geschafft, mit einem Tagespensum von ca. 25 – 30 km, was als Tagesetappe ganz ideal war. Läuft man nämlich zu schnell, sieht man von der tollen Landschaft nichts, zu wenige Kilometer sind auch fad, da man zu früh in der Herberge ist, in denen um diese Jahreszeit wenig los ist, d.h. man hat auch nicht wie im Sommer den Zeitdruck früh dort sein zu müssen.

eines der vielen Kreuze am Jakobsweg

eines der vielen Kreuze am Jakobsweg

Meine Tagesetappen waren Tag 1 von Ponferrada bis Villafranca (22 km für den Anfang). Leider hatte es als ich in der Früh in Ponferrada aus dem Fenster schaute, trotz gutem Wetter am Samstag davor, geschüttet. Nach einer weiteren halben Stunde Schlaf bis 8 Uhr (durch die Zeitumstellung wurde es erst um 7.45 Uhr hell), ließ ich mich nicht mehr abschrecken und bin bei strömendem Regen, allerdings mit neuer wasserdichter Regenhose (Geburtstagsgeschenk von Flo – Danke!!) gestartet. 5 Stunden später war ich in Villafranca, einem netten Städtchen mit 4 Kirchen und vielen Störchen und einer netten privaten Herberge Ave Fénix mit gutem und gesundem selbst gekochtem Essen. Ansonsten sehr einfach gehalten.

Die Morgenstimmung am 1. Tag

Die Morgenstimmung am 1. Tag

Tag 2 ging’s von Villafranca nach La Faba (25 km). Bin gemeinsam mit Ebb aus Estland und Silke aus Mallorca gestartet. Laut Führerliteratur die gefürchtete Strecke, da auf einen hohen Pass (O’Cebreiro) hinauf. Aber gleich nach Villafranca hatten wir schon mal die Wahl zwischen dem Weg neben der Straße und dem „Camino duro“ (schweren Weg) über einen Berg zuerst hinauf, dann oben entlang und wieder runter. Wir haben trotz unsicherem Wetter natürlich nicht den Weg neben der Strasse gewählt, was eine super Entscheidung war, da der camino duro wunderschön war! Unbedingt zu empfehlen und für Bergerfahrene absolut auch bei Regen gehbar. Der weitere Weg war dann auch sehr schön mit einem tollen Waldstück vor La Faba, wo wir dann beschlossen zu bleiben und nicht weiter 1 ½ Stunden nach O’Cebreiro zu gehen, da es schon 5 Uhr war. Die Herberge in La Faba wird durch den Jakobusverein „Ultreia” aus Stuttgart geführt und war für mich die schönste Herberge auf dem Weg mit gut ausgestatteter Küche, wo wir dann leckere Spaghetti genossen haben, warmen Wasser zum Duschen und im netten Ort am Berg einem kleinen Shop zum einkaufen. Sehr idyllisch!

Silke & Burnie

Silke & Burnie

Tag 3 bin ich mit Silke von La Faba bis Tricastela (26 km). Inkl. Pausen waren wir für diese Wegstrecke 9 Stunden unterwegs, da es immer wieder rauf und runter ging, was auf dem Weg nicht zu unterschätzen ist. Oben bei O’Cebreiro war dichter Nebel und es war auch dementsprechend kalt. Als die Sonne dann raus kam, wurde der Weg wunderschön. In Tricastela haben wir den Tipp des Paderborn Führers – die Herberge „Berce do Camino“ – als Übernachtung gewählt und hatten, da wir nur zu dritt waren, jeder sozusagen ein Einzelzimmer halt mit mehr Betten, was auch mal nicht schlecht war. Auch unser erstes Pilgermenü um 8,- EUR inkl. Wein, Vorspeise, Hauptspeise und Nachspeise haben wir genossen, da wir an diesem Abend keine Lust mehr zum kochen hatten. Leider wird jedoch in Spanien noch sehr fett gekocht und meist gibt’s zur Hauptspeise Pommes und Fleisch. Gesund sind die Menüs kaum.

Ein Baum im Nebel

Ein Baum im Nebel

Gut erholt nach einer Nacht ohne Schnarchkonzert sind wir am Tag 4 von Tricastela über Sarria bis Rente gegangen (23 km). Der Weg war wieder wunderschön mit tollen Hohlwegen, zuerst mit Sonne und dann mit Nebel im Tal unten. Nachdem die Herbergsbesitzerin in Barbadelo sehr unfreundlich zu uns war und uns die Zimmer nicht besichtigen lassen wollte, beschlossen wir weiterzugehn und haben uns in Rente in einem casa rural ein Doppelzimmer genommen. War zwar mit 11 EUR pro Person nicht super günstig, dafür umso netter. Sehr schöne Zimmer, Bad mit Badewanne, sehr gutes Essen (gute Gemüsesuppe selbst gekocht, Tortillas von glücklichen Hühnern und ein guter Käse mit Quittenmus als Nachspeise…) und ein total schönes Platzerl bei Sonnenschein bis spät am Abend…

Silke auf dem Weg

Silke auf dem Weg

Tag 5 gingen Silke und ich dann getrennte Wege, um den Jakobsweg auch für uns allein wie ursprünglich geplant zu wandern. Ich bin von Rente in der Früh im Nebel gestartet und wollte eigentlich bis Ventas de Naron gehen, dort war jedoch die geplante Herberge geschlossen, also bin ich weiter bis Airexe (34 km). Da der Tag sehr heiß war, war ich dann um halb 6 wirklich froh dort anzukommen. Und lustigerweise hab ich dort Tom und ein neuseeländisches Pärchen (Linda und Craig), die ich in Villafranca schon kennen gelernt hatte, wieder getroffen. Da diese bereits im der Herberge gegenüberliegenden Restaurant saßen, hab ich mich gleich mit einem Glas Rotwein angeschlossen, das ich dann nach dem langen Tag gleich ziemlich gespürt hab *g*. Die Herberge in Airexe ist auch sehr nett, da neu renoviert und sehr zu empfehlen.

Linda & Craig

Linda & Craig

Am nächsten Tag 6 ging’s weiter von Airexe über Palas de Rei nach Ribadiso (33 km). Nach ca. 4 km hab ich in meiner Hosentasche nach einem Plan gesucht und mich mit einer Klammer total tief in den rechten Zeigefinger geschnitten! Und das Verbandszeug war natürlich grad an dem Tag ganz unten im Rucksack… Hab dann einfach ein Taschentuch und Tape herum und weiter ging’s zur nächsten Apotheke in Palas de Rei 8 km später. War dann aber Gott sei Dank nicht so schlimm, hatte halt am Anfang stark geblutet. Nach diesem Auftakt hab ich mir ein Frühstück in Palas de Rei gegönnt und als Belohnung war dann der Weg wunderschön durch Waldstücke und auf schönen Wegen mit ausreichend Schatten bei dem warmen Wetter (bis zu 26 Grad!). Die Herberge in Ribadiso ist auch sehr zu empfehlen – eine alte Pilgerherberge neu renoviert. Einziger Nachteil, wenn es kalt ist – die Duschen sind in einem angrenzenden Bau draußen.

Tag 7: Samstag und mein Geburtstag. Bin schon früh von Ribadiso gestartet nachdem ich Flo’s tolles Geschenk (eine Geburtstagstorten-Notfall-Kit zum selbst Basteln mit Kerze etc.) durch seinen telefonischen Hinweis im Rucksack gefunden hatte. Hatte es die ganze Zeit mitgeschleppt ohne es zu merken! War aber auch sehr leicht… Als ich nach Arzua komme und bei der Herberge vorbei bin, gehen dort doch glatt grade Linda und Craig, die zwei Neuseeländer raus. Natürlich sind wir dann gemeinsam marschiert und Linda hat mich den ganzen Tag mit ihren Geschichten auf Trapp gehalten. Zu Mittag gab’s dann eine längere Pause mit Kaffee und Rotwein zum Geburtstag. Linda und Craig blieben dann auf dem weiteren Weg in Santa Irene in der Herberge, um dort was zu essen, und ich bin weiter zu meinem Geburtstags-Luxus-Privatzimmer in San Paio (37 km). Dort hab ich dann auch noch mal kurz Linda und Craig auf ein Eis getroffen, als ich vom Zimmer raus zum Restaurant bin. Die beiden sind weiter zum Monte do Gozo. Trotz riesiger Anlage um diese Zeit anscheinend trotzdem empfehlenswert und mit guter Küche und sauberen Duschen etc. ausgestattet. Ist wahrscheinlich im Sommer schlimmer.

Meine Geburtstagstorte

Meine Geburtstagstorte

Am nächsten Tag galt es nur mehr die letzten 12 km nach Santiago zu schaffen. Wem laufe ich natürlich beim Monte do Gozo wieder über den Weg – Linda und Craig! Wir haben dann wirklich schon gescherzt, dass ich der beste „Stalker“ sei, den es gibt… Zusammen sind wir dann pünktlich zur Sonntagsmesse in Santiago einmarschiert. Und wider Erwarten war ich sehr begeistert von der Kathedrale und der ganzen Stadt, die sehr schön ist. Bei der Messe haben wir dann auch Tom und Peter, einen anderen Mitstreiter von Linda und Craig, wieder getroffen. Da eine Gruppe es vorher bezahlt hatte, wurde sogar der riesige Weihrauchkessel geschwenkt. Ein Spektakel. Wir hatten dann auch Glück durch Peter gleich ein Zimmer im Zentrum zu haben, da wo er wohnte zufällig noch eines frei war.

Die Kathedrale

Die Kathedrale

Am Abend haben wir uns den Spaß gemacht und sind ins Parador, dem Luxushotel der Stadt in dem man gegen Vorweis der Compostela (bekommt man als Bestätigung für die erfolgreiche Pilgerschaft = mind. 100 km bis Santiago gegangen zu sein) eine Gratis-Mahlzeit bekommt. Das Parador war nämlich früher eine Pilgerherberge und wurde dann zum tollen Luxushotel umgebaut, unter der Bedingung, dass Pilger noch ein Gratis-Essen bekommen. Die ersten 10 bekommen jeweils um 9 ein Frühstück, um 12 ein Mittagessen und um 19.00 Uhr ein Abendessen. Da heißt’s früh dort sein. Wir haben uns die Zeit von 17.00-19.00 Uhr mit Kartenspielen in der Sonne vertrieben, um zu viert reinzukommen. Allein zahlt sich’s sicher auch aus einfach so vor 7 hinzuschaun, ob zufällig noch nicht 10 Leute dort sind. Das Essen dort war einfach, aber gut und wird in einem kleinen Pilgerspeisesaal eingenommen. Den restlichen Abend haben wir dann noch in einer Bar bei einem Bier ausklingen lassen. Bars und Lokale gibt’s viele sehr nette in Santiago, da es eigentlich neben dem Tourismus eine Studentenstadt ist.

Bei der Essensausgabe in Parador

Bei der Essensausgabe in Parador

Am nächsten Tag bin ich dann zum Busbahnhof marschiert und um 10.00 Uhr nach Finisterre bzw. besser gesagt nach Cée gefahren, um die letzten 14 km nach Finisterre, zum Ende der Welt zu gehen. Leider war das Wetter schlecht angesagt. Bei der Busfahrt hat es noch nicht geregnet, dann aber in Cée als ich zu marschieren begonnen hab… War aber bis Finisterre nicht ganz so schlimm und hat dann auch wieder davor aufgehört. Der Weg war bis auf ein paar Strecken neben der Küstenstrasse sehr schön mit Wegen über Strände und einsamen Stränden zum Verweilen. In Finisterre angekommen hat es dann voll zu schütten begonnen. Und leider hatte ich ja nur mehr meine Wandersandalen… Nachdem ich mich kurz untergestellt und mit einem Österreicher, der sich auch untergestellt hatte, geplaudert hatte, bin ich trotz strömendem Regen weiter, da ich ja ans Ende der Welt zum Leuchtturm wollte. Leider wurden mir auf diesem Weg aber die gelben Pfeile, die sonst so toll den Jakobsweg markieren, zum Verhängnis, da ich diesen gefolgt und so nur zu einem Aussichtsfelsen und nicht zum Leuchtturm gekommen bin. Da ich bzw. meine Füsse zu dem Zeitpunkt schon Schwimmhäute hatten, hab ich beschlossen den Leuchtturm, Leuchtturm sein zu lassen und zum Quartier zu gehen. Das war dann sehr nett bei einer Deutschen, die nach Finisterre gezogen ist und unten eine Ferienwohnung vermietet und selbst oben wohnt. Eine interessante Frau, die mir bei einem chinesischen Tee aus ihrem Leben in diversen Ländern und mit diversen Berufen erzählt hat.

Ein schöner Strand in Finisterre

Ein schöner Strand in Finisterre

Am nächsten Tag ging’s dann immer noch bei Regen zurück nach Santiago, wo ich noch kurz ein bisschen in der Stadt zum shoppen war, und dann ging’s eh schon heim wieder über Mallorca.

Abschließend ein paar Tipps:

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Tipps zur Übernachtung:

Ein sehr guter Tipp zu den Herbergen bzw. auch als allgemeine Info ist die Homepage der Jakobsfreunde Paderborn – hat alles gestimmt, was drinnen als Übernachtungsempfehlung stand. Im Frühjahr sollte und war es nirgends ein Problem einen Platz in den Herbergen zu bekommen. Die staatlichen Herbergen kosteten EUR 3,-, die privaten um die EUR 6,-. Je nachdem welche Etappe man plant, kann man dann aussuchen, ob man in den nächsten Ort weiter zu einer staatlichen geht oder im Ort davor in einer privaten bleibt. Auf normale Fremdenzimmer, die ca. EUR 20,- für 2 Personen kosten (also EUR 10,- pro Person) muss man um diese Jahreszeit kaum ausweichen, kann man sich aber natürlich als Belohnung oder Abwechslung gönnen. Es gab in allen Herbergen Decken und soll auch Zusatzmatratzen geben, falls doch jemand auf dem Boden schlafen muss.

Der Weg
Der Weg

Tipps zum Weg:

Als Führer für den Jakobsweg, der allerdings sehr gut markiert ist und auch ohne Führer zu bewältigen ist, aber dann eben nicht so planbar, kann ich empfehlen: „Wandern auf dem Spanischen Jakobsweg. Der ganze Weg in 40 Etappen. Exakte Karten. Höhenprofile“ vom Dumont Verlag. Diesen würde ich deshalb empfehlen, da auch Zeitangaben für die einzelnen Etappen angegeben waren, die den Angaben unserer Wanderrouten in den Alpen entsprechen. Da Gallizien sehr hügelig ist, war es sonst schwer abzuschätzen wie schnell man z.B. 10 km zurücklegt und welche Etappen möglich sind.

Die Bilder könnt Ihr euch hier ansehen (link zum anklicken)

  1. verena am 18. April 2008

    liebe burnie…
    ich finde es SUPER, dass du “allein” gegangen bist, dich weder von wind und wetter oder wilden tieren hast abhalten lassen :-) – bin stolz auf dich!!!! die fotos sind wunderschön und geben einen kleinen einblick in die stimmungen, die geherrscht haben. ich persönlich freue mich natürlich (egoistisch wie ich bin) ganz besonders, dass du wohlbehalten zurück bist!!! liebe grüsse, verena :-)
    ps: manchmal ist die horizontale doch auch ganz reizvoll ;-)

  2. ich am 17. April 2008

    hallo schwägerin…!!!

    hatte mir gedacht, der jackobsweg ist zum finden von gott, lösung von problemen, beziehungs statuten veränderung, reinigung et cetera da. dein bericht und die bilder zeigen, stimmt. von allem etwas!! man bekommt so richtig lust selbst mal…! bei deiner erzählung entstehen richtig bilder und emotionen, nicht wie bei flo, angst, hardcore, extremklettern usw :-) !?! toll was du gemacht hast, respekt. liebe grüße paul

  3. Conny am 16. April 2008

    Hi Burnie,

    echt toll, dass du diesen Trip zurück gelegt hast – so ganz alleine auf eigene Faust! Bewundere ich sehr und freu mich für dich, dass es so schön war!

    LG Conny

  4. martin am 15. April 2008

    sehr beschaulich – heb ich mir für die pensi auf wenn ich dann noch gehen kann – ansonsten halt im Rollstuhl
    LG
    Martin

  5. Hi Burnie,
    super Bericht und schöne Fotos. Auch wenn du nicht in der Vertikalen unterwegs bist sehr schöne Landschaft. Vielleicht gehe ich ja bei dem ein oder anderen Trek mal wieder mit. Als Admin kann ich das Posting natürlich jederzeit löschen *gg*!
    Alles Liebe
    dibu Flo (auch Drache genannt)