Bergsteigen im Valsertal (Zillertaler Alpen)


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Eigentlich wollte ich Michl beim Bordairline, einem Gleitschirmbewerb, supporten. Das Wetter war für Samstag perfekt und der Sonntag sollte auch noch halten. Michl hatte jedoch Mitleid mit mir und so wollten wir gemeinsam ein paar hochalpine Klettereien anreißen. Nach kurzer Planungsphase war klar, dass wir ins Valsertal fahren. Das Tal kannte ich bereits, da ich im Jänner 2014 den Moonwalk geklettert bin, einer der längsten Wasserfälle in Österreich.



Material für die nächsten zwei Tage packen “fast & light”

Mit Michls Auto waren wir schnell dort. Der Verkehr war in Summe auch ganz ok und so waren wir um 18:30 am Parkplatz. Unser Stützpunkt war die Geraerhütte auf 2324 m. Dort waren wir mit unseren Rucksäcken in knapp 2 Stunden  gemütlich oben. Die Hütte selbst ist super renoviert und die Hüttenleute hilfsbereit, voll nett und kompetent.

Grenzgeniale Stimmung beim Zustieg zur Geraer Hütte

Die Hütte sollte unser Stützpunkt für die nächsten zwei Tage werden. Beim Zustieg war das Wetter noch ein wenig wolkenverhangen, was jedoch nicht störte. Pünktlich zum Dunkelwerden waren wir oben und benötigten keine Stirnlampe. Gutes Timing, dachte ich mir. Beim Zustieg konnte ich das erste Mal meine neuen Schuhe, Scarpa Rebel GTX testen.  Leider musste ich feststellen, dass die Knöcheln ein wenig drückten, aber machte mir noch keine weiteren Gedanken.

Perfektes Timing, mit dem letzen Licht zur Hütte

Am nächsten Morgen wollten wir die Fussstein NO-Kante machen. Eine Tour, die ich schon sehr lange auf meiner Tourenliste habe. Diesmal war es perfekt und so waren wir zeitig und nach einem gutem Frühstück beim Zustieg. Die Kante sieht man sehr gut und auch den Gletscher, den wir queren mussten. Mit ein bisschen Instinkt und Vorwissen querten wir relativ hoch den Gletscher und konnten so eine gute, ja fast perfekte Linie zum Einstieg finden.

Fette Gletscherspalte, optimaler Platz zum fotografieren… direkt auf der Schneebrücke

Wie immer durfte ich die erste heikle Länge führen. Anfangs noch Eis zum Granitübergang. Ich zögerte eine Weile und suchte den besten Übergang. Nach ein paar Versuchen kletterte ich rechts über den steilen Granit. Meine Steigeisen kratzten auf den rauen Granitplatten.

Michl auf den letzen Metern zum Einstieg der Fußstein NO Kante

Ich legte noch einen Friend und dann drüber über die steile Einstiegs Passage. Oben machte ich Stand an einem Normalhaken und sicherte Michl nach. Dann zwei „Gehlängen“ nach rechts und dort war schon der erste gebohrte Stand. Super lässig. Dort zogen wir uns auch die Kletterpatschen an und begannen zügig zu klettern.

Michl in der Ersten “echten” Seillänge

Hinter uns waren Holga & Matze und weiter unten stieg noch eine Dreierseilschaft ein. Wir waren zügig unterwegs und mit etwas Gespür war die Linie sehr logisch. Im Mittelteil gab es einmal einen Verhauerhaken nach rechts aber das war ziemlich bald klar, dass wir hier nach links zur Kante mussten.

Michl im oberen Teil der Wand – saugeiler Fels und schön steil

Im oberen Bereich werden die Seillängen dann steiler, aber auch der Fels wird besser. Noch immer zügig unterwegs konnten wir die Seilschaft bald abhängen und waren in 7:50 Stunden am Gipfel.

Michl in der letzen “schwereren” Länge – mördergeil

Dort gab es eine verdiente Pause und wir genossen die herrliche Landschaft. Wir wechselten unsere Schuhe und meine Knöcheln schmerzten. Pah der Schuh drückt.

Gemeinsamer Gipfelsieg am Großen Fußstein – super woars

Hilft nix weiter geht´s. Für den Abstieg ist nochmal richtig viel Konzentration gefragt. Leichte aber sehr ausgesetzte Kletterei und Griffe und Tritte müssen gut gewählt werden.

Viel Konzentration beim Abstieg – nicht unheikel

Dort ist nicht alles fest. Der Abstieg ist aber perfekt mit roten Punkten markiert und so war die Orientierung kein Problem. Auch die Abseiler sind perfekt mit zwei Bolts eingerichtet. Um 17:00 waren wir wieder bei der Hütte und konnten unser Bier noch in der Sonne trinken. Die zweite Seilschaft kam erst um 20:30 und die Dreierseilschaft steckte überhaupt beim Abstieg fest und musste vom Hüttenwirt geborgen werden. Also in Summe eine nicht zu unterschätzende Tour.

verdientes TAB (Tourenabschlußbier)

Wir hatten eine Mordsgaudi und die Nachspeise und das ein oder andere Bier machten uns bald müde. Schließlich wollten wir am nächsten Morgen wieder früh starten, da auch das Wetter für Nachmittag nicht ganz so gut angesagt war.

Ich beim Zustieg zum Olperer

Um 06:20 waren wir unterwegs Richtung Olperer. Meine Knöcheln schmerzten und es war die Hölle, aber ich wollte unbedingt zu der Wand. Mit Einlagen und selbst gebastelten Abstandshaltern versuchte ich den Schmerz zu lindern, was auch so einigermaßen gut funktionierte. In knappen zwei Stunden waren wir oben am Joch und querten in die Nordwand.

ein bisschen Schnee nach dem Sommer tut richtig gut

Anfangs noch schön in der Sonne kam dann immer mehr Nebel. Wir querten oben am Wandfuß bis zu einer Unterbrechungsstelle. Dort gab es kein Weiterkommen. So stiegen wir dort ein Stückchen ab und kletterten unter das Schneemaul.

Zacher Eisanstieg auf der Suche nach dem Bergführerweg

Dort sah ich recht gutes Eis und wollte es probieren, schließlich hatten wir drei Eisschrauben mit. Mit meinem abgesägten geraden Pickel kletterte ich über den steilen Eisaufschwung rauf und konnte auch die überhängenden Schneewulste gut überwinden. Ich querte oben bis zu einem Riss, wo ich einen guten Stand legen konnte.

Endlich auf der steilen Schneeflanke – dichter Nebel und weit und breit keine Haken

Michl querte noch eine Länge, aber bei dem dichten Nebel konnte er keinen Stand finden. Ich schaute auf die Uhr und sah, dass wir schon relativ spät dran waren und so entschied ich mich für einen Rückzug, da wir als Seilschaft sicher noch einiges an Zeit für die Tour benötigen würden. Das Abseilen war auch nochmal spannend, aber über eine fette Eissanduhr konnten wir gut über den steilen Bergschrund abseilen.

Abseilen über den Bergschrund – die Nordwand wird heut nix mehr…

Wir querten wieder zurück zum Nordgrad. Michl war zu dem Zeitpunkt ein wenig sauer, weil wir den Einstieg nicht gefunden haben, aber ohne Sicht und bei dem Nebel klettern mit einer nicht so guten Wettervorhersage macht aus meiner Sicht einfach wenig Sinn.

Alternative – Speedpartie über den Nordgrat

Den Olperer Gipfel wollten wir dennoch nicht auslassen und so machten wir Materialdepot und kletterten den Grat. Seile und Sicherungszeug hatten wir nicht mit, somit mussten wir seilfrei gehen, was im oberen Bereich doch spannend war. Ich kletterte alles mit den Steigeisen und in den „schwierigen“ Stellen gab es Stahlbügel. 30 Minuten später war ich auf dem Gipfel. Machte ein schnelles Foto, eine kleine Pause und trug uns ins Tourenbuch ein. Das Abklettern war auch nochmal spannend, aber ging genauso zügig.

Ich am Olperer Gipfel

Von dort ging es dann 2000 Höhenmeter hinunter ins Tal und das war die Hölle, da mein Knöchel beim Bergabgehen immer mehr schmerzte. Bei der Geraer Hütte tranken wir noch einen Kaffee mit Kuchen und ich überlegte mir, wie ich runterkommen soll.

Meine Knöcheln sind am Limit 1500hm Abstieg noch vor uns

Schirme hatten wir ja leider im Auto. Meine Rettung waren ein paar Hüttenschlapfen, mit denen ich bis zur Materialseilbahn absteigen konnte. Somit war der Abstieg halb so schlimm.

Artikel von Michl

Perfekter Ausgangspunkt, die Geraerhütte

Die Bilder vom Großen Fußstein und vom Olperer in meiner Galerie

  1. Nico am 26. August 2015

    Hi FLorian,

    Met you in Cogne a few years back (in ice of course!).
    Love the pic : Grenzgeniale Stimmung beim Zustieg zur Geraer Hütte

    Thanks for the sharing,

    Nicolas

  2. (Fast) alles hatten wir dabei- das nächste Mal kommen bestimmt noch die Schirme UND die Crocs mit!
    Sind dann zwar angepackt wie die Lastesel, aber Flo kann dann überhaupt nicht mehr meckern… ;-)

    • wenn i den Schirm mitnehm brauch i a kanne Crocs mehr :-)

  3. Cooler Bericht. Dein Leid mit den Schuhen kann ich nur allzu gut nachvollziehen. Habe selbst immer wieder die größten Probleme passendes gutes Schuhwerk zu finden. Kann mich noch gut erinnern wie ich nach meiner Mont Blanc Überschtreitung Blut unterlaufene Zehennägel hatte…Ein echter Mist!

    LG Thorsten