… endlich Eisklettern


Titelbild

Letztes Jahr lernte ich Chris kennen. Ein extrem starker Sportkletterer der unbedingt was im Eis machen wollte. Da die Saison aber schon vorbei war brauchte es eine Zeit bis wir unseren ersten Wasserfall gemeinsam klettern konnten. Im Sommer waren wir in den Dolomiten um ein paar rassige Touren zu klettern und um uns besser kennenzulernen. Gemeinsam entwickelten wir uns zu einer super Seilschaft und kletterten ein paar Tour gemeinsam.



Gute Verhältnisse im Pinnestal

Nachdem Chris mit seiner staatlichen Snowboardprüfung fertig war, ging es bei guten Verhältnissen Richtung Westen. Bei uns im Osten war es viel zu warm und die Eisverhältnisse waren alles andere als gut. Leider war der Wetterbericht nicht sehr vielversprechend, aber diesmal hatten wir vier Tage Zeit und ich wollte heuer wirklich noch Eisklettern. Am Freitag ging es nach einem quälenden Bürotag endlich Richtung Wochenende, was wirklich notwendig war. Wirklich fit fühlte ich mich nicht. Hatte relativ wenig trainiert und viel zu viel gearbeitet, aber was solls, irgendwas würden wir schon klettern können, dachte ich mir. Chirs war voll motiviert und topfit.

Perfekter Zustieg mit den Tourenski

Gemütlich fuhren wir mit dem Bus Richtung Innsbruck, wo wir uns mit Peter trafen. Er erzählte uns von guten Verhältnissen im Pinnestal. Somit war unser morgiges Ziel klar. Bei ein paar Bier erzählten wir uns die Top News von diversen Erstbegehungen. Peter weckte uns mit einem Kaffee und einem Frühstück und dann starteten wir gemütlich Richtung Pinnestal. Da wir keine Rodel mit hatten stapften wir die Rodelbahn mit den Tourenskiern hinauf, was sich aber als echter Vorteil herausstellte. Im Vorhang, dem Klassiker, waren bereits zwei Seilschaften unterwegs.

Ich in der zweiten Seillänge der Kerze (Foto Jogy)

Unser eigentliches Ziel war auch die Kerze, die gute Verhältnisse haben sollte. Mit den Skiern stapften wir durch den Neuschnee und zogen uns am Wandfuss um. Ich fühlte mich gut und freute mich endlich wieder im Eis zu klettern. Ich suchte mir meine Linie, zog meine Kapuze über den Helm und kletterte die ersten steilen Meter. Die erste Länge war waschlnass und wie unter einer Dusche kletterte ich bis zum ersten Stand.

Die erste Seillänge war waschlnass

Meine Finger spürte ich überhaupt nicht mehr, aber loslassen konnte ich natürlich auch nicht. Die erste Länge war jedoch relativ kurz und so war ich bald am Stand. Die üblichen Fingerschmerzen sind in der ersten Länge fast schon obligat. Aber ich hatte trockene Handschuhe mit und das Goretexzeug war auch wasserdicht. Chris kletterte souverän nach, schließlich war es sein erster Wasserfall. Durchs Drytoolen hatte er viel Gefühl und konnte den guten Hooks folgen. Auch er hatte am Stand kalte Finger, aber das Eisklettern taugte ihm.

Kurze Pause am ersten Stand – Handschuhwechsel

Nach einer kurzen Pause ging es in die zweite lange Seillänge. Viel besseres Eis und trockene Verhältnisse machten die Länge um einiges angenehmer. Die 60 Meter galt es jedoch noch zu klettern, da der Fall hier ganz schon steil war. Am Stand hatten ich eine perfekte Aussicht und einen Bolt für meinen Stand. Geil, geil, geil! Der ganze Stress war wie weggeblasen – einfach ein absolut genialer Fall.

Jogy in der ersten Seillänge der Rumpelkammer

Neben uns waren Jogy und sein Seilpartner in der Rumpelkammer. Von dort sah der Fall sehr spektakulär aus. Chris kletterte langsam, aber sehr sicher und kontinuierlich die steilen Meter. Am Ausstieg freuten wir uns beide über den spannenden Fall.

Chris knackt die zweite Seillänge in der Kerze

Nach dem Abseilen machten wir eine Teepause und schauten uns die Rumpelkammer ein wenig näher an. Diese führte viel Eis und hatte super Verhältnisse. In eine langen Seillänge kletterten wir zum Stand. Dort waren bereits zwei Abalakovschlingen gefädelt, was uns das Abseilen sehr leicht gemacht hat. Am Einstieg war noch eine dritte Seilschaft, die gerade startete als wir abseilten.

Chris am Ausstieg der Rumpelkammer

Ein extrem lässiger Fall, der durch einen vereisten Kamin zieht. Da wir aber Top-Verhältnisse hatten, mussten wir faktisch nichts mixed klettern und hatten überall Eis. Bei weniger Eis glaube ich, dass die Verhältnisse ganz schon spannend werden können. Nach einem guten Bier in der Alm ging es nachher mit den Skiern wieder zurück zum Auto. Die Rodler konnten wir alle überholen, da wir mit den Skiern doch um einiges flotter waren :-). Eigentlich wollte ich nach Südtirol, aber da ich das Tiroler Oberland nicht kannte, war ich schnell überredet noch ein bisschen da zu bleiben.

Eine extrem schöne Linie “Rübezahl” oder auch “Das Problem”

Wir starteten wieder von Innsbruck und hatten Top-Bedingungen. Es hatte um die – 4 Grad und wenig Schnee im Gegensatz zum Pinnestal, wo es am Vortag den ganzen Tag geschneit hatte. Unser heutiges Ziel war der “Rübezahl” oder “Das Problem”. Ein fetter imposanter Wasserfall der zwei zache Längen hat. Der Zustieg ist relativ unproblematisch, wenn man vom Stapfen auf der stark befahrenen Bundesstrasse absieht. Ich glaube, dass ist der heikelste Teil, obwohl die meisten Autofahrer relativ langsam und verwundert an uns vorbei fuhren. Durch den Schnee stapften wir zum Einstieg. Vor uns war bereits eine Seilschaft im Fall. Somit hatten wir keinen Stress und machten uns fürs Klettern fertig.

Gut ausgehakte erste Seillänge

Die Seilschaft vor uns war extrem stark und schnell und so kletterten die zwei den Fall in zwei Seillängen. Um dem Eisschlag auszuweichen, machte ich vor dem leichten Gelände einen Stand. Somit konnten wir sicher klettern. Die vorletzte Länge kletterten wir dann schon alleine und die andere Mannschaft vor uns seilte wieder ab, um die Gullygalerie zu klettern.

Die etwas zachere zweite Seillänge bei nicht ganz so gutem Eis

Die zweite Schlüssellänge war schon etwas heikler und auch das Eis röhriger. Die letzte Länge war auch noch interessant und so waren wir bald am Ausstieg. Die tiefstehende Sonne ließ den Gegenhang in einem orangen Licht glänzen, aber bei uns hatte es um die minus acht Grad. Ich kuschelte mich in meine Daunenjacke und sicherte Chris nach. Ein wenig müde, aber mit einem fetten Grinser stieg er oben aus. Die Stände waren gebohrt und so waren wir bald wieder am Einstieg.

Perfektes Abseilen über den Fall – Chris in Action

Nach einem Tee ging es über die steile Rinne wieder hinunter in die Sonne, die noch ein wenig Wärme spendete. Wir legten unsere Rucksäcke auf den Boden und gingen hinüber zur Gullygalerie. Dort waren die anderen gerade in der zweiten Seillänge bzw. der Nachsteiger kletterte gerade die kleine Säule.

Die Gullygalerie am Tag bevor wir sie geklettert sind (Sonne ab 15:00)

Die Bedingungen sahen echt gut aus, jedoch wollten wir heute nicht mehr einsteigen. Nach einer weiteren Nacht bei Peter & Ruth ging es zur Gullygalerie. Die Wetterverhältnisse hatten auf starken Schneefall gewechselt und in Innsbruck gab es Schneechaos. In Nauders gab es zwar auch Neuschnee, aber bei weitem nicht so viel wie in Innsbruck. Durch den Schnee stapften wir zum Einstieg. Die alten Spuren waren noch gut erkennbar, aber der flacherer Mixedteil war teilweise unter Schnee.

Eine extrem lässige Linie bei Top-Bedingungen

Da ich nicht so genau wusste, was auf mich zukommen würde, hatte ich einen Satz Friends mit. Schließlich wollte ich die Tour vernünftig absichern, was sich im Endeffekt als gut herausgestellt hat. Relativ entspannt kletterte ich die erste Seillänge und fand einen perfekt gebohrten Stand. Chris kletterte souverän nach und war begeistert. Somit konnten wir in die zweite Länge starten.

Absoluter Hammer, bei der kleinen Säule ein wenig heikler

Von unten sah die fast einfacher aus als sie dann war. Der „Mixedteil“ war hier zwar nicht so schwer und hatte Eis, aber die kurze Säule war nicht mehr von bester Qualität. Der Rest waren dann relativ hartes Eis und eine interessante Kletterei.

Sehr interessante Kletterei in der Verschneidung

Etwas müde seilten wir über die Tour wieder ab. Mittlerweile hat der Schneefall aufgehört und sogar die Sonne zeigte sich kurz. Die unzähligen dumpfen Lawinensprengungen, ich glaube, dass es so um die vierzig waren, waren extrem unheimlich. Bis auf einen Stand, den wir nicht fanden oder den es nicht gibt, seilten wir wieder ab.

In den letzen Metern bekommen wir sogar noch ein paar Sonnenstrahlen ab

Unter der sicheren Verbauung tranken wir unseren Tee und reflektierten die extrem geile Tour! Bei weniger Eis wäre sie teilweise extrem heikel, aber wir hatten, bis auf den Neuschnee, echt gute Verhältnisse. Am nächsten Morgen planten wir was gemütlicheres, da wir ja auch noch heimfahren wollten. Die Wahl fiel auf den Pflanzgarten. Eine Seillänge im WI 5, aber sonst ein wenig leichter.

Chris knackt seine erste Eislänge im Vorstieg

Chris führte heute seine erste Seillänge im Eis. Ein steiler Dreier. Sicher kletterte er die Seillänge bis zum Vorhang. Dort baute er einen guten Stand und sicherte mich nach. Ich gratulierte ihm zum guten Vorstieg und machte mich an die Schlüssellänge. Von unten hatte ich mir die Linie gesucht und dachte, dass ich die locker durchlaufe. Von Laufen war aber dann keine Rede mehr. Ich glaube, dass war überhaupt die heikelste Länge.

Die Schlüsselseillänge ist dann ganz schön zach zu klettern

Unter einer kräftigen Dusche konnte ich noch eine schlechte Schraube setzen. Problem war, dass die letzte Schraube auch schon schlecht war. Aber jetzt gab es kein zurück mehr. Durch das schlechte Eis kletterte ich ins steile. Dort erhoffte ich mir besseres Eis, was zwar stimmte, aber der Fall war schon ziemlich hinterspühlt. Das dumpfe Pochen gab mir kein gutes Gefühl. Ich kletterte ein wenig nach links und erhoffte mir ein wenig besseres Eis, was auch der Fall war. Endlich konnte ich eine bombige Schraube setzen und kletterte relativ schnell weiter ins Flache. Standschraube – Stand und Chris folgte :-).

Top-Verhältnisse im oberen Teil vom Pflanzgarten

Die letzen zwei Längen waren wieder perfekt zum Klettern, der Ausstieg vielleicht nochmal ein wenig heikler, aber gut sicherbar. Auch hier waren zwei gute Baumschlingen mit Rapidgliedern und Karabinern perfekt zum Abseilen eingerichtet. Den letzen Stand konnte ich leider nicht finden und so fädelten wir eine Abalakov. Bei gutem Wetter ging es wieder nachhause, wo ich mich in Baden von Chris verabschiedete.

Ein starkes verlängertes Wochenende, Danke Chris, Peter & Ruth

Danke Chris für das starke Wochenende und Danke Peter & Ruth für die nette Gasfreundschaft.

… bis bald :-)

Die Bilder könnt ihr euch hier ansehen:

Kerze, Rumpelkammer, Rübezahl, Gullygalerie, Pflanzgarten

  1. Jürgen am 13. Februar 2013

    Jetzt muss ich mich auch wieder einmal melden.
    Coole Touren!!! Muss mich nur wundern, dass es deine ersten heuer waren, hab mir gedacht, dass du eh schon einiges unterwegs warst.

    lg. Jürgen

  2. Gratuliere!
    Super Touren habt`s da gemacht!
    Nur… mir hast noch nie zum “guten Vorstieg” gratuliert… ;-)

    PS: Flo, host leicht neiche Eisgeräte??????

    • *g*, werde dich das nächste mal auch loben! Bist in Summe eh ein braver :-) :-) :-), Geräte sind die alten habs nur neu gewickelt. Irgendjemand hat mich da auf rot gebracht weil da findet man die Dinger wieder wenns runterfallen :-)

  3. sophie und Michael am 8. Februar 2013

    Ganz schön anstrengend…..muss ein großartiges Gefühl sein, da raufzuklettern,
    aber für mich ist das nix…..Sophie

  4. Lässige Touren und Bilder!! Gratuliere!
    Ob ich das Eisklettern nicht auch mal probieren sollt … :)

    • Hi Peter,
      na herst, auf jeden Fall! Strom und Schädel passt bei dir voll!
      … also jederzeit :-)
      lg Flo

  5. sehr coole Touren habs da gmacht!! Starke Leistung Jungs – die Gully Gallerie is wirklich a Highlight. Bis zum nächsten mal!

    LG Peter

    • Dank, dir für´s übernachten ;-)
      lg Flo