Der Klobengarbenturm „Willy´s Wahnsinn“ hat ein Ende


Doppelgipfel mit Willy

Das ganze begann mit einem Eintrag in meinem Gästebuch: Lieber Florian! Erbarme Dich doch meiner und ersteige doch endlich einmal die Klobengrabentürme: D a n k e Sowie liebe wie respektvolle GrüßeWilly PS.: Und wenn es dort genügend Haken zum Absichern gibt, dann komme ich hoffentlich eines Tages auch dort hinauf!



ein haufen Zeugs

Wie immer war bereits alles gut dokumentiert mit Fotos, Kartenmaterial, Zustiegsbeschreibung und was man sonst noch alles braucht, um ein verstecktes Stückchen Felsen zu finden.

Irgendwie gefiel mir das kleine Projekt und ich dachte mir, wenn Willy mich materialmäßig ein wenig unterstützen würde, dann lass es uns probieren. Gesagt getan, fixierten wir einen Termin. Am 20. Oktober trafen wir uns um 07:00 in Baden und fuhren gemeinsam ins Höllental. Zusätzlich wurden wir von Martin Jager, der damals beim Götzensteinprojekt schon dabei war, unterstützt.

der große Turm

Es war ein perfekter Tag. Nebel in den Niederungen, Sonne und warme Temperaturen am Berg. Besser hätten wir es nicht treffen können. Am großen Höllental Parkplatz packten wir unsere Rucksäcke und wanderten Richtung Einstieg. Wir hatten so ziemlich alles mit, was wir nur irgendwie brauchen konnten. Friends, Keile, Hex, Schlaghaken, Hammer, Bohrmaschine, 10 Bolts, ein Fixseil, Cliffs, Schlingen usw.

sehr guter Fels auf den ersten Metern

In gemütlichen 2h waren wir am Einstieg. Jetzt sah ich die Türme das erste Mal und ich muss sagen, dass die Dinger ganz schön interessant aussahen. Über eine brüchige Rinne konnten wir die erste Seillänge faktisch ohne Sicherung gehen. Die Seite sah ganz schön brüchig aus, wenn auch maximal im 4ten Grad. Aber im Bruchhaufen würde das überhaupt keinen Spaß machen. Somit wollte ich mir noch die westliche Seite ansehen. Ich kletterte hinüber und sah wirklich guten Fels und eine super Linie. Ja, das konnte gehen! Wir verlegten ein kleines Fixseil und bohrten einen Standhaken, welchen wir mit einer Sanduhr hintersicherten. Von dort kletterte ich weg. Das Material zog mir meinen Gurt fast von den Hüften, so angerammelt war der. Nach zwei guten Friends bohrte ich den ersten Haken.

Willy auf den ersten steilen Metern

Somit konnte ich die erste schwere Stelle „angstfrei“ klettern. Bevor ich dann nach rechts in die steilere Wand zog, bohrte ich noch einen Bolt und kletterte weiter. Eine gute Köpfelschlinge und weiter. Super das war gar nicht so zach. In der guten Platte bohrte ich den dritten Bolt. Die Kletterei wurde jetzt steiler und die Griffe kleiner. Keine Chance was zu legen, zu cliffen oder sonst was zu machen. Der letzte Bolt war sicher schon 4 Meter unter mir. Puh, was jetzt? Augen zu und durch. Zum Glück war der Fels in diesem Bereich ganz gut und bei einem Felszacken gab es eine mentale Schlinge. Jetzt kam brüchiges 4er Gelände. Auch hier Augen zu und durch. Der letzte Bolt war jetzt weit unter mir. Auf einem kleinen Absatzl bohrte ich einen weiteren Bolt in der kompakten Platte. Die linke Linie gefiel mir besser, aber sah ganz schön knackig aus. Somit kletterte ich nach rechts in einen Riss, wo ich zwei alte Haken fand. Shit, da war doch schon jemand oben gewesen. Ich schlug die alten Dinger nach und dache mir klettere ich halt die Linie rauf. Aber als ich ein paar Meter weiter kletterte, war klar, dass diese derart brüchige und steile Linie garantiert keiner rauf geklettert war. Das waren Rückzugshaken. Somit musste ich wieder zurück zu meiner schwereren Variante.

Martin in der Schlüsselstelle

Hm, zach, aber könnte gehen und der Fels war gut. Ich hatte noch einen Bolt mit. Ich kletterte weiter und setzte meinen letzten Bolt. Im Rucksack hatte ich noch welche und über das Fixseil, welches ich hinter mir herzog, holte ich mir weiteres Material. Ich rastete ein wenig und sortierte meinen Gurt. Dann kletterte ich in die schwere Stelle. In der Schlüsselstelle gab es dann den letzten Haken, bei dem ich noch einmal rasten musste. So jetzt hieß es durchbeißen. Ein paar kleine Leisten voll blockieren, hochsteigen und nach rechts rüber schieben. Geilo geschafft!

Willy auf den letzten steilen Metern

Am Gipfel war kein idealer Standplatz und so kletterte ich wieder ein paar Meter hinunter zu einem dürren Astl. Dort bohrte ich einen guten Bolt und hatte Stand. Jetzt war Willy am Werk. Willy arbeitete sich mit allen Mitteln über die schweren Stellen. Das Fixseil und mein Expressflaschenzug taten gute Dienste. Erschöpft und ein wenig gezeichnet war Willy am Gipfel von seinem Klobengrabenturm. Martin kletterte dann souverän bis zur Schlüsselstelle, wo auch er ganz schön beißen musste. Jetzt waren wir alle drei am Gipfel und der Turm fiel nicht um! Cool :-).

Willy am Gipfel

Wir legten um den Gipfel noch eine Schlinge und verbanden diese mit dem Standhaken um auch hier einen guten Abseilstand zu haben. Ein alter Karabiner blieb als Abseiler. Beim Abseilen bohrte ich in der steileren Wand noch einen Bolt dazu, um das gefährliche Runout zu entschärfen. Vor dem ersten Bolt gab es dann noch eine perfekte Stelle für eine Sanduhr und dort fädelte ich noch eine neue Kevlarschinge.

Martin am Gipfel

Jetzt musste ich noch Martin anbetteln, ob er mich für den Rotpunkt Versuch noch mal sichern konnte. Er gab mir gleich sein ok, was mich sehr freute. Jetzt konnte ich mit 8 Exen, 2 Schlingen und einem Abseilgerät gemütlich klettern. Die Sonne war warm und kein Geräusch. Keine Motorräder, keine Seilschaften außer uns und dem lustigen Turm. Gemütlich ging es bis zur Schlüsselstelle. Die war dann ganz schön knackig und ich glaube mit 7 ist diese ganz gut bewertet. Am Gipfel freute ich mich noch mal über meinen Rotpunkt und konnte zufrieden abseilen. Anschließend feierten wir unseren Gipfelsieg im Weichtalhaus, wo uns Willy zum Essen einlud und wir die Tour „Willy´s Wahnsinn” tauften! Danke Willy! Danke Martin!

Topo gezeichnet von Martin

Fakten: „Willy´s Wahnsinn“ 7 (6 A0):

Zustieg: Forststraße (Richtung Rudolfssteig) hinauf bis diese wieder leicht bergab geht (Sattel). Von dort sind die Türme schon gut sichtbar. In einer Rinne auf altem Jagdsteig nach hinten und links über eine steile Schutthalde hinauf zum Einstieg (Fixseil bei Tanne). Von diesem nach links zum Bohrhakenstand (Bohrhaken + Sanduhr).

Material: 8 Exen, 2 Köpfelschlingen, Abseilgerät, Helm!!!

Charakteristik: Wandkletterei, ein paar brüchige Stellen, landschaftlich sehr wertvoll (damit ist glaube ich eh alles gesagt)!

Die Bilder könnt ihr euch hier ansehen

Der Blog vom Willy

  1. Bin schon gespannt, wann dein erster Kletterführer erscheint … :)
    Feine Sache!
    Lg, Peter

  2. Ecki am 1. November 2012

    He! Respekt!! Freut mich echt, das ihr (und überhaupt der alte Willy) den noch geknackt habt!

  3. Walter Maier am 23. Oktober 2012

    Hallo Flo,

    echt geile Aktion !! War am Samstag auf der Klobenwand und
    beim Heimfahren hab ich das erste mal deinen Bus gesehen. Und dann liest man ein paar Tage danach diese geile Geschichte.

    Weiter so !!!

    lg Walter (climber999)

  4. Sophie am 23. Oktober 2012

    Lieber Florian!
    HUT AB!!!!!
    Willy muss sich aber schon sehr gefreut haben!
    Bussi Sophie

  5. Willy Kreuzer am 23. Oktober 2012

    Hallo Flo !

    Der Wahnsinn bist eigentlich Du,
    weil Du mich dort hinaufgebracht hast !

    Vielen, vielen Dank
    und tiefsten Respekt vor Deinem außergewöhnlichen Kletterkönnen

    Willy

  6. Hi Peter, danke. Ja war eh spannend! In Summe ist der Fels und die Tour eh ganz gut. Im Mittleren Teil ist es ein bisschen locker :-). War auf jeden Fall eine interessante Sache :-)!
    Schön das du wieder da bist … bin schon auf deine Fotos, Berichte Videos gespannt!!!

  7. hey Flo – Gratuliere zu eurer tollen Erstbegehung!!! Und super Stil!

    lg peter

  8. Josef am 23. Oktober 2012

    Da kann ich nur sagen: GENIAL!!
    Willy wird ein RIESEN Stein vom Herzen gefallen sein ;-)
    Hochachtungsvoll – Josef !!!