Der Mythos der Drei Zinnen


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Lange habe ich sie bestaunt und immer großen Respekt vor den Touren auf den drei Zinnen gehabt. Auch was Felsqualität und Absicherung betrifft, gab es in meinem Kopf immer wilde Mythen zu diesen drei fetten Säulen, was ja auch nicht ganz unberechtigt ist, da es viele wilde Geschichten zu den imposanten Wänden gibt.



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Der Mythos der Drei Zinnen

Diese bestehen aus der kleinen Zinne (Cima Piccola 2.857m), der mittleren (Cima Grande 2.999) und der westlichen Zinne (Cima Ovest 2.973). Letztes Jahr ging ich mit Alfred die gelbe Kante oder besser gesagt die „Via Del Vecchio Zadeo”, da wir uns in der Linie völlig verkofferten. Hier gab es zu ersten mal ein wenig Zinnenfelskontakt. Damals war ich froh die Tour ohne größere Felsabstürze zu durchsteigen. Aber 2011 sollte mein Zinnenjahr werden. Überhaupt ist das 2011 dank meiner starken Bergpartner ein wirklich starkes Jahr.

Die Drei Zinnen

Die Drei Zinnen

Gemeinsam mit Jakob gelangen uns zwei gute Touren in den Zinnen. Spät abends kamen wir von der Sella und planten die Cassin auf der westlichen Zinne. Da wir aber sehr spät schlafen gingen und in der früh einfach weiterschliefen, musste eine Alternative her. Eine kurze Tour mit kurzem Zustieg. Somit entschieden wir uns für die „Egger Sauscheck”. Eine Spitzentour und weiterzuempfehlen für Kletterer, die man nicht so gut leiden kann 8-) . Die ersten vier Stände sind gebohrt und es kann gut abgeseilt werden, da hier auch die „Ötzi trifft Yeti” durchgeht (rechts daneben).

knackige Seillänge

ich in einer der knackige Seillänge

Die Tour besticht durch ihre Brüchigkeit. Die riesigen losen Felsschuppen in der Tour sind teilweise wirklich angsteinflössend. Die Linie ist aber sehr imposant und ausgesetzt. Weiter oben werden die Stände zwar schlechter und auch die Zwischenhaken weniger, aber da die Kletterei nicht so schwer ist, waren wir schnell durch. Abgeseilt haben wir dann über den klassischen „kleinen Zinnen” Abseiler links in der Scharte (fette Ringe).

Jakob in einer der Brüchigen Schuppenlängen

Jakob in einer der Brüchigen Schuppenlängen

Am nächsten Tag ging es dann in die Cassin. Obwohl es am Abend ein wenig geregnet hatte, starteten wir früh morgens voll durch. Bodennebel und kühlere Temperaturen begleiteten uns an diesem Tag. Da der Tag vom Wetter her nicht perfekt, aber stabil war und wir einen Tag unter der Woche wählten, waren wir komplett alleine. Nicht nur in der Tour, sondern an der ganzen Westlichen Zinne.

Die Drei Zinnen am Morgen

Die Drei Zinnen am Morgen

Die ersten Seillängen bis zur Querung gingen relativ flott. Perfekter Fels und sehr schöne Kletterei begleiteten uns bis zur ersten zachen Länge, welche Jakob führte. Dann ging es in die Querung, welche ich eine Spur zu tief erwischte. Dort begannen die Schwierigkeiten. Es gab einige Haken, aber ein paar größere Runouts. Nach fast einer Stunde war ich dann endlich am Stand und hatte die zwei schweren Längen zusammengehängt.

Jakob in der abenteuerlichen Quergangsseillänge

Jakob in der abenteuerlichen Quergangsseillänge

Jakob stieg wie immer trotz ausgehängter Zwischensicherung, die sich irgendwie gelöst hatte, souverän nach. Bis auf eine schwere Stelle geht die Tour in perfekten Fels Richtung Ringband. Dort stiegen wir links aus und stellten fest, dass hier der Weg nur mehr auf den Gipfel geht. Somit wurde dieser mitgemacht und wir konnten den letzten Stand am Gipfelkreuz machen. Ein perfekter Tag.

Jakob und ich am Gipfelkreuz der Westlichen Zinne

Jakob und ich am Gipfelkreuz der Westlichen Zinne 2973m

Eine Woche später stand ich mit Flo wieder am Parkplatz der drei Zinnen. Das Prozedere kannte ich jetzt schon. Karte für den Zinnenschranken ziehen und oben auf dem bisschen tiefer gelegenen Parkplatz parken, damit der Abendwind nicht zu mühsam wird. Die Zinnenmaut sind derzeit 22€ plus 5€ für jeden weiteren Tag. Bargeld bis 100€ Scheine werden problemlos von der Zahlmaschine akzeptiert.

Sonnenaufgang auf dem Drei Zinnen Parkplatz

Sonnenaufgang auf dem Drei Zinnen Parkplatz

Auf jeden Fall hatten wir ein großes Ziel – die Hasse Brandler. Eine Klettertraum, von dem ich mir nicht dachte ihn wirklich einmal zu klettern. Peter und Alfred waren die ersten aus unserer Truppe, die diese gewaltige Tour geklettert waren. Beides saustarke Kletterer, die das Handwerkszeug dazu haben. Aber sie berichteten auch von: “gor ned so zach”. Aber für 9er Kletterer ist das natürlich ein wenig subjektiv.

Die fette Nordwand der Großen Zinne - Imposantes Ding!

Die fette Nordwand der Großen Zinne - Imposantes Ding!

Als dann ein paar Wochen zuvor das ramponierte Duo, Jakob und Dominik, auch die Tour kletterten und Dominik einen detaillierten Bericht ablieferte, witterte ich meine Chance. Es würde nicht leicht werden, aber Jakob machte mir bei unserem gemeinsamen Dolomiten Urlaub schon Mut. „Vielleicht ein wenig steiler als die Cassin, aber das geht schon”. Mit diesen Worten im Ohr stiegen wir um 07:26 als dritte Seilschaft in die Tour ein.

jetzt geht es los! die erste Seillänge der Hasse Brandler

jetzt geht es los! die erste Seillänge der Hasse Brandler

In Summe waren wir vier Seilschaften, die die Tour gehen wollten. Zwei Deutsche, zwei Tiroler, wir und noch zwei Tiroler, Martin und Roli. Anfangs dachten wir noch das, dass es sehr zach werden würde, aber es ging eigentlich perfekt. Der Deutsche Vorsteiger führte die komplette Tour und war echt flott, so dass wir nicht oft warten mussten. Die Tiroler bekamen vor der verkehrten Riesentreppe kalte Füße und seilten wieder ab. Und Martin und Roli waren dicht hinter uns und hatten ca. dasselbe Tempo bzw. nutzen sie die Pausen zum plaudern und erholen.

im unteren steilen aber noch nicht überhängenden Wandteil

im unteren steilen aber noch nicht überhängenden Wandteil

Die erste Seillänge, eine 5+ Verschneidung, war noch saukalt und die Finger mussten sich noch an den Fels gewöhnen. Ich dachte mir nur, wenn das eine 5+ ist, wird die Tour noch ganz schön zach. Aber es ging echt gut. Der Fels ist wahrlich perfekt und die steile Leistenkletterei kam uns sehr entgegen. Genau das, was wir echt gut konnten. Auch der ein oder andere Bohrhaken entschärfte die Kletterei und ich muss sagen die Längen bis zur Riesentreppe haben echt Spaß gemacht. Auch zeitmäßig waren wir echt gut unterwegs.

steile Wandkletterei im ersten Drittel der Wand

steile Wandkletterei im ersten Drittel der Wand

Flo kletterte extrem zügig und die schwierigen Seillängen sehr souverän. Als die Tiroler dann umdrehten, war ich am Anfang ein wenig verwundert und nach meiner Frage, ob sie´s freiklettern wollten, bekam ich keine richtige Antwort. Na ja auf jeden Fall hatten wir jetzt freie Bahn. Am Bandl machten wir noch eine Pause, da die Deutschen noch am ersten Stand hangen und wir hier nicht auflaufen wollten. Wir aßen, tranken, scherzten und sahen hinunter bis zum Einstieg, der immer zu sehen ist, da die Wand so steil und ausgesetzt ist.

Flo punktet die erste verkehrte Riesentreppen Länge

Flo punktet die erste "verkehrte Riesentreppen" Länge

Die erste 8er Länge übernahm der Flo. Er knackte die Länge onsight. Starke Leistung. Die nächste Länge war waschlnaß und für mich faktisch nicht frei kletterbar. Ich kletterte die Länge technisch und arbeitete mich drüber. Zach und anstrengend erreichte ich den Stand. Die nächste Länge war nicht leichter – brüchig, waschlnaß, steil und überhängend. Flo arbeitete sich auch da souverän drüber. Somit waren die wirklich zachen Seillängen erledigt.

die zweite Länge in der Dächerzone war waschlnaß 8-)

die zweite Länge in der Dächerzone war waschlnaß :-)

Dann machten wir wieder eine Pause und trugen uns ins Tourenbuch ein. Echt cool: Einträge von Wolfgang Güllich und vielen großen Kletterern sind dort verewigt. Wir schrieben uns auf die letzte Seite wie schon Peter, Alfred, Dominik und Jakob. Nach der kurzen Pause ging es noch an die Ausstiegslängen, die noch mal ordentliches Zupacken erfordern.

Größen wie Güllich, Albert, Leichtfried sind diese Tour schon geklettert

Größen wie Wolfgang Güllich, Christoph Hainz, Albert Leichtfried, Peter Manhartsberger, Alfred Nöstl, Jakob Karner, Dominik Ertl sind diese Tour schon geklettert

Abgesehen davon, dass ich schon ein paar Krämpfe in den Händen hatte, war auch die Absicherung wesentlich schlechter. Aber Seillängen für Seillänge kamen wir unserm Ziel näher. Der nasse und mosige Kamin war noch mal richtig mühsam. Ich hoffte zwar, dass der Flo diesen vorsteigen müssen würde, aber die Rechnung ging auf mich. Beim Ringbandl stiegen wir dann aus und seilten in der Scharte über eine neue Tour ab. Diesen Geheimtipp hatte ich von Peter, um nicht mühsam den Normalweg abklettern zu müssen. Danke Peter!

Peters Geheimtipp ging voll auf. Perfektes Abseilen über die neue Tour

Peters Geheimtipp ging voll auf. Perfektes Abseilen über die neue Tour

Gemeinsam mit den zwei Innsbruckern ging es dann zurück zum Parkplatz, wo wir unser Kletterbier und die Nudeln genießen konnten. Beim Abendessen diskutierten wir den nächsten Tag. Wir wollten was gemütlicheres klettern und abseilen sollte möglich sein, da es eventuell Gewitter geben konnte. Somit fiel die Entscheidung auf die „Ötzi trifft Yeti”.

im Tal der Nebel und Kälte bei uns perfektes und warmes Wetter

im Tal der Nebel und Kälte bei uns perfektes und warmes Wetter

Peter und Alfred waren diese vor zwei Tagen geklettert und berichteten von sehr guter Absicherung und dass sie gar nicht so zach sei. Gerade die zweite 8+ Länge wäre ein wenig anstrengender. Flo war gleich voll motiviert und ich natürlich auch. Schließlich hatte ich mit Flo einen saustarken Kletterer, der die zachen Seillängen knacken würde. Gemütlich standen wir am nächsten Tag auf und frühstückten bei herrlichem Sonnenschein und bestaunten den Bodennebel im Tal. Drei Deutsch neben uns bereiteten sich akribisch auf die „Gelbe Kante” vor. Sicher 1,5 h vor uns gingen die Burschen weg. Wir frühstückten noch gemütlich fertig und starteten richtig entspannt in den Tag.

die erste, moralische Seillänge der Ötzi trifft Yeti (für mich)

die erste, moralische Seillänge der "Ötzi trifft Yeti"

Als wir am Einstieg waren, kämpften die Burschen noch mit der zweiten Seillänge. Den Einstieg fanden wir recht schnell, da die Tour links neben der „Perln vor die Säue” hinaufgeht. Die Realität war dann doch eine andere. Die Kletterei ist sehr steil und anstrengend. Vielleicht lag das auch daran, dass wir am Vortag auch stark geklettert waren?

zache Kletterei im Mittelteil der Wand

zache Kletterei im Mittelteil der Wand

Auf jeden Fall ist die Tour zwar abgesichert, aber zwischen den Haken muss echt geklettert werden. Ich glaube ohne meiner Geheimwaffe, dem Flo, wäre ich da nicht raufgekommen. Flo kletterte die schweren Seillängen echt souverän und bis auf die letzte 8+ Länge, in der wir beide schon echt erledigt waren, ging alles onsight (beim Flo 8-) ). Die Wand ist auch so steil, dass wir immer den Einstieg sahen und in den Ständen immer hängen mussten.

sehr zache und steile Kletterei

sehr zache und steile Kletterei

In Summe super geiler Zinnenfels und steile Leistenkletterei der Superlative. Oben am Ausstieg trafen wir dann die Seilschaft aus der „Gelben Kante”. Die benötigten 1,5 Stunden mehr als wir. Wir plauderten kurz und seilten dann ab. Ein Bohrhaken mit Rapid Glied war der erste Abseilstand. Immer wieder mussten wir Expressen einhängen, um bei der Wand zu bleiben, da diese teilweise stark überhängt.

abseilen über die Tour - sehr, sehr luftig!

abseilen über die Tour - sehr, sehr luftig!

Sonst bleibt nur noch die Prusikschlinge. Die meisten Stände verwendeten wir von den „Perln”. Bald waren wir wieder am Einstieg und mit letztem Licht unten beim Parkplatz. Eine echt zache Tour nach der wir dann unser Kletterbier echt verdient hatten. Endlich ist der Zinnenmythos gebrochen und dank meiner echt starken Kletterpartner konnte ich mir ein paar echte Kletterträume verwirklichen.

ein perfektes Dolomiten Wochenende

ein perfektes Dolomiten Wochenende

Freu mich schon sehr auf das nächste Mal Dolomiten. Ob wieder Zinnen hängt wahrscheinlich ein wenig vom Wetter und der Motivation, 22€ Weg Zoll zu bezahlen, ab.

Die Bilder der Touren:

Egger Sauscheck 6+ (300m)

Cassin Führe (Nordwand) 8 (500m)

Hasse – Brandler 8+ (600m)

Ötzi trifft Yeti 8+ (300m)

  1. dominik am 20. September 2011

    jou
    gz, gz!
    bei dem bericht krieg ich ja doch wieder lust auf klettern anstatt immer nur runter zu hupfn ;)

  2. Josef am 20. September 2011

    Ihr seids echt a Wahnsinn!!
    Gaaaanz toller Bericht – super Leistung – RESPEKT !!
    lg josef

  3. Hey hey,
    Ein perfektes Team die beiden FLOs :-D – starke Leistung. Spektakuläre Fotos und super geschriebener Bericht, gratuliere zum nächsten erfolgreichen Kletterhighlight 2011!
    cya Luki

  4. Hey Flo,
    Ja sehr cooool! 2011 is dein Zinnenjahr! Gratuliere zu den tollen Erfolgen. Die nächsten Zinnentouren werden dann wohl noch schwerer ausfallen (viel leichtes interessantes gibts ja nicht mehr *gg*).
    LG Peter