Dachl Nord & Roßkuppenkante, zwei Klassiker im Gesäuse


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Endlich wurde das Wochenende wieder besser. Anfangs waren die Prognosen noch nicht so gut, jedoch wurde das Wetter gegen Ende der Woche immer schöner. Schlussendlich beste Kletterbedingungen. Somit wollten Manuel und ich unser gemeinsames Projekt „Ende Nie“ angehen.



die Nordwand im Abendrot - traumhaftes Wetter

die Nordwand im Abendrot - traumhaftes Wetter

Als ich mit Hannes, einem Local, telefonierte, berichtete er mir jedoch von einer nassen Wand und viel Schnee auf den Bändern. Das konnten wir zwar noch ohne größere Probleme klettern, jedoch meinte er für den Abstieg wären Tourenski nicht schlecht. Somit waren wir zu früh dran. Manuel hatte mich davor schon gewarnt, aber irgendwie hatte ich nicht auf ihn gehört. Aber eine Alternative war schnell gefunden. Wir wollten eine Tour in der Trisselwand (Totes Gebirge, Altaussersee) gehen. Aber wie immer kam alles anders. Als mich Manuel von zuhause abholte, war mir klar, dass eine Südwand sicher extrem heiß wird. Und eigentlich wollten wir am Nachhauseweg die Rosskuppenkante im Gesäuse machen.

Gerli & Riki immer a fette Gaudi

Gerli & Riki immer a fette Gaudi

Nach kurzen Überlegungen und einem Telefonat mit dem Hüttenwirt (Wirtin *gg*) gab es noch ein Platzerl im Lager. Die beste Basis für die Nordwandtouren ist die Haindlkar Hütte 03611/22115. Eine super lässige Hütte bewirtschaftet von zwei Mädl´s (Riki & Gerli), die den Laden schupfen. Am Telefon darf man sich allerdings nicht täuschen lassen, denn mit der tiefen Stimme könnte man Riki eher für den Hüttenwirt halten *gg*. Bei einem gemütlichen Bier ließen wir noch die Nordwand auf uns wirken und freuten uns auf den nächsten Tag. 04:40 läutete der Wecker.

Manuel in der zweiten Seillänge

Manuel in der zweiten Seillänge

Bei angenehmen Temperaturen wurde uns draußen ein super Frühstück serviert. Bei Kaffee und Tee genossen wir den Tagesanbruch. Gemütlich gingen wir zum Einstieg, den wir uns vorher ziemlich genau angesehen haben. Beim dritten (zweiten von der Hütte aus gesehen) Schneefeld querten wir hinauf. Zuerst links dann rechts kletterten wir über den Vorbau. In Summe sind das doch fast 350 Meter im 2-3 Gelände, welches stellenweise recht brüchig ist. Um jedoch Zeit zu gewinnen gingen wir bis zum Einstieg frei, da für Nachmittag evt. Gewitter gemeldet waren. Somit waren wir recht schnell am Einstieg.

Verschneidungs und Rissklettern vom feinsten

Verschneidungs und Rissklettern vom feinsten

Unser erster Stand war an zwei geschlagenen Hackln und war, wie sich später herausstellte, nicht 100% richtig. Aber zum zweiten Stand fanden wir dann ohne Probleme. An diesem hängen 14 Klebehaken welche scheinbar für eine Sanierung geplant waren. Manuel kletterte die zweite Seillänge souverän in eine kleine Höhle. Dort gab es einen Stand an zwei Normalhaken. Laut Topo waren wir etwas zu weit links, jedoch war die Linie ziemlich klar.

eine knackige Stelle

eine knackige Stelle

In meiner nächsten Seillänge gab es eine heikle Querung und dann ging es schon in die Rissverschneidung. Super geile Kletterei. Jetzt war die Linie ziemlich klar. Es kamen super Seillängen. Der Fels war rau und griffig. Beim Ringband querten wir dann etwas zu hoch nach rechts und kamen zu den Ausstiegslängen. Die ersten zwei waren ziemlich problemlos. Die letzen zwei aber sehr zach.

Traumhafter Fels, rau, trocken und griffig wie die sau

Traumhafter Fels, rau, trocken und griffig wie die sau

Auf unserm Topo waren diese mit 6+ und 6 bewertet. Ich würde beide knallhart mit 6+ bewerten und damit sind sie sicher nicht unterbewertet. Die erste war sehr moralisch. An der Schlüsselstelle steckte zwar ein Klebehaken, aber Klebehaken ist nicht gleich Klebehaken. Hier handelt es sich eher um eine eingepickte Büroklammer. Wenn der 4mm hatte, war das viel. Leider konnte man dort auch schlecht sichern und so gab es nur eins, Kopf ausschalten und drüber. An einem guten Anker machte ich Stand. Jetzt hatte Manuel die letzte Länge vor sich.

das Dach der Dachl Nordwand

das Dach der Dachl Nordwand

Auch diese hatte zwar an der Schlüsselstelle eine eingepickte Büroklammer, aber reinstürzen will da keiner von uns. Manuel stieg links, rechts, aber der Zielgriff, von dem er nicht wusste ob dieser gut ist oder nicht, war einfach zu weit oben. Mit einem letzen Versuch schob er sich höher und erreichte den Griff. Aber von diesem ging es dann noch auf einen Aufleger. Und von dem Aufleger auf eine ganz gute Leiste. Schnell versenkte er noch den 0,75er Friend und dann weiter bis er drüber war. Geschafft.

ein verdienter Gipfelsieg nach der Dachl Nord mit direktem Ausstieg

ein verdienter Gipfelsieg nach der Dachl Nord mit direktem Ausstieg

Oben machten wir eine kurze Pause und tranken unser letztes Wasser. Der Abstieg war jetzt noch mal ein ordentlicher Hatscher und beim Peternpfad hieß es noch mal volle Konzentration. In zwei Stunden waren wir dann wieder auf der Haindlkar Hütte. Dort wurden wir gleich voll nett empfangen und bei einem Radler plauderten wir über unser spitzen Tour. Nach einem guten Essen gab es sogar Sonnwendfeuer. Bei Knopferlharmonika Musik und gutem Bier feierten wir mit den Wirtsleuten einen tollen Abend.

danke Clemens für die Fotos - Manuel und ich beim Sonnwendfeuer

danke Clemens für die Fotos - Manuel und ich beim Sonnwendfeuer

Jedoch gingen wir schon wieder recht früh (23:00) schlafen da am nächsten Tag die Rosskuppenkante anstand. Die Tour ist zwar um einiges leichter jedoch auch etwas länger. Den Einstieg hatten wir uns zwar beim Abstieg angesehen. Jedoch war das im Topo nicht ganz richtig eingezeichnet. Mit einigen Mühen konnten wir den Einstieg aber dann doch noch finden *gg*. Die ersten Seillängen waren dann ziemlich abgeschmiert, aber je weiter wir hinaufkamen desto besser wurde der Fels.

Manuel in der Schlüsselseillänge der Tour, dem Haindlkarriss

Manuel in der Schlüsselseillänge der Tour, dem Haindlkarriss

Der Hainriss war im Verschneidungsgrund leider etwas nass und so konnte und wollte ich diesen oben nicht frei klettern. An einer Schlinge stieg ich schnell drüber und kletterte über ein paar Leisten zum Stand. Auch Manuel fehlte hier die Motivation und er nahm die Schlinge. Meiner Meinung nach ist die Stelle mit 6+ leicht unterbewertet (extrem abgeschmiert) aber das muss jeder selbst entscheiden. Danach kam noch eine kniffelige Verschneidung und jetzt gab es nur noch Genuss. Traumfels! Fest und rau.

Manuel am Ausstieg von der Roßkuppenkante

Manuel am Ausstieg von der Roßkuppenkante

Über teilweise sehr ausgesetzte Stellen landeten wir schlussendlich auf dem Grat und über diesen dann zum Ausstieg. Oben plauderten wir noch mit einer anderen Seilschaft die vor uns eingestiegen und sehr flott unterwegs war. Unser Tempo war doch etwas gemütlicher, weil wir die gestrige Tour noch in den Knochen hatten.

beim Abstieg über den Pichlweg ist noch mal volle Konzentration angesagt

beim Abstieg über den Pichlweg ist noch mal volle Konzentration angesagt

Oben kannten wir den Retourweg ja bereits und so stiegen wir wieder über den Pichlweg zurück zur Haindlkarhütte. Nach einem herrlichen Kuchen und ein paar selbstgemachten Schnäpsen verabschiedeten wir uns von den Wirtsmädls und ging wieder hinunter zum Parkplatz. Jetzt spürten wir so richtig die drückende Hitze. Nach einem kurzen Bad in der Enns waren wir wieder frisch. Ziemlich schnell waren wir dann wieder daheim um schon von den nächsten Touren zu träumen.

ein paar Schneefelder gibt es noch

ein paar Schneefelder gibt es noch

die Bilder von der Dachl Nord (anklicken)

die Bilder von der Roßkuppenkante (anklicken)