Die Ötscherhöhle “das Geldloch & Taubenloch”


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Eigentlich wollte ich mit Peter in die Dolomiten zum Felsklettern fahren, aber die Wettervorhersage machte uns einen Strich durch die Rechnung. Auch unsere Alternativen in Paklenica und Arco blieben vom Schlechtwetter nicht verschont. Auf unserem Firmenausflug am Donnerstag auf der Donau habe ich das Wochenende dann umorganisiert. Quartier stornieren, Leute informieren und Martin begeistern.



Martin musste aber nicht begeistert werden, da er schon ein geplantes Projekt in der Hosentasche hatte. Es handelte sich um die Ötscherhöhle bestehend aus Geldloch und Taubenloch, welche seit kurzem sogar eine Verbindung haben. Ein riesiges Höhlensystem in dem man Wochen verbringen könnte. Gesagt getan. Somit war unser Wochenende gerettet. Wir trafen uns um 08:30 in Wöllersdorf und fuhren mit meinem Auto weiter Richtung Ötscher, da bei Martins Auto der Auspuff fehlte *gg*.

wieder einmal schweres Gepäck!.bmp

wieder einmal schweres Gepäck!

Voll bepackt fuhren wir zum Ötscher. Dort packten wir unsere Rucksäcke und gingen zum Eingang vom Geldloch. Die Wetterverhältnisse waren perfekt. Es war nicht zu heiß und geregnet hat es auch noch nicht. Beim Geldloch angekommen machten wir uns bereit für den „alten Teil“ vom Geldloch. Der Eingang war ein großes Portal, wo man gemütlich stehen konnte. Kein Schlurf und Kopfeinziehen sondern ein gemütliches Dahinspazieren.

am Eingangsportal vom Geldloch.bmp

am Eingangsportal vom Geldloch

Nach dem zweiten Windloch gab es eine kleine Kletterei über eine schlammige Rampe. Oben war dann ein großer Sinterblock. Über ein steileres Stück ging es dann zum Ende vom alten Teil. Gemütlich gingen wir wieder zurück zu unserem Materialdepot.

Martin beim vorsichtigen Abstieg vom "alten Teil".bmp

Martin beim vorsichtigen Abstieg vom "alten Teil"

Dort beschlossen wir noch einen Sprung ins Taubenloch zu schauen. Den Melker Dom wollten wir uns noch ansehen. Als wir aus dem Geldloch kamen, genossen wir herrlich warmes Wetter. Es war zwar recht bewölkt, jedoch trocken.

das Eingangsportal vom Taubenloch.bmp

das Eingangsportal vom Taubenloch

Wir spazierten hinüber zum Taubenloch und gingen in die Dreieckshalle. Über die Gulawand stiegen wir hinauf und gingen zum MEZ-Schacht. Dort seilten wir uns 30 Meter in den Melkerdom hinunter.

Das Taubenloch mit perfekten Ständen und super Material.bmp

Das Taubenloch mit perfekten Ständen und super Material!!!

Dieser war einfach gewaltig. Martin erklärte uns; dass es sich um den größten Höhlenraum Niederösterreichs handelt. Ich kann nur sagen, dass unser ganzes Firmengebäude dort drinnen Platz hätte. Einfach riesig. Beeindruckt von der großen Halle gingen wir wieder zurück und seilten uns jetzt über die, zuerst bestiegene Gulawand ab.

Der Melkerdom (da reicht mein Blitz nicht!) riesig.bmp

Der Melkerdom (da reicht mein Blitz nicht!) riesig

Dann gingen wir wieder zurück zum Geldloch, wo wir für den nächsten Tag schon Fixseile montieren wollten. Vor dem Höhleneingang machten wir noch eine kurze Rast und genossen die warme Luft und das trockene Wetter, bevor wir zu unserem Biwak in der Höhle gingen. Ein Pfadfinderpärchen (Mädl&Bub) *gg* kamen abends noch vorbei mit denen wir kurz plauderten.

am Portal vom Geldloch beim Rasten.bmp

am Portal vom Geldloch beim Rasten

Die zwei wollten beim Höhleneingang biwakieren. Wir empfahlen ihnen das Taubenloch zu nehmen da es dort nicht so kalt raus zog und auch mehr Platz bot. Als die wwei hinübergingen kamen von oben zwei kopfgroße Felsblöcke, die mit einem lauten Pfeifen, wie eine Kanonenkugel, in das nahe Schotterfeld einschlugen. Wir waren in Sicherheit, aber die zwei Pfandfinder waren ziemlich erschrocken in Deckung gegangen…
Dann setzten wir unseren Weg ins Innere wieder fort. Wir nahmen unser Gepäck und gingen zu unserem geplanten Biwakplatzl. Dort machten wir ein Material-Depot und gingen weiter in „den rechten Ast“ der Höhle.

beim Einrichten vom Biwak.bmp

beim Einrichten vom Biwak

Über einen kurzen Abstieg kamen wir dann in die Schatzgräberhalle, wo sich zwei Fortsetzungen befinden. Über einen schmalen winkeligen Gang gingen wir zum 80 Meter tiefen Hauptschacht.

Dort angekommen suchten wir nach einem vernünftigen Stand der laut Beschreibung nach einer Querung zu einer Schachtbrücke sein sollte, die uns aber zu gefährlich war (eine 1-2m breite Kluft mit 80 Meter Luft unter den Beinen!). Wir sahen ein Seil und den Stand, konnten uns aber nicht erklären wie man dort hingelangen konnte! So mussten wir uns über das Gerinne (Wasserfall) abseilen. Die Stände waren ursprünglich, das heißt das Material wahrscheinlich von 1907. Wir bauten kunstvolle Stände mit Verlängerungen und Felssanduhren. Der Seilverlauf war auch nicht ganz optimal – hier begingen wir unseren ersten Fehler der zu einem Beinaheunfall geführt hätte. Das Seil lief über einen Felsen und wurde so minimal umgelenkt (etwa 1 Grad). Wir dachten das wäre unbedenklich, da nur 1 Meter vom Stand entfernt (Trugschluss weniger Seilarbeit durch weniger Dehnung – gerade das ist gefährlich) und das Seil den Fels auch nur berührte – aber weit gefehlt wie sich später herausstellte.

Anschließend verstauten wir die Seile für den nächsten Tag und gingen zurück zum Biwak. Jetzt wurde Abend gegessen und alles für´s Schlafen vorbereitet.

kurz vor dem schlafen gehen (frisch & feucht).bmp

kurz vor dem schlafen gehen (frisch & feucht)

Die Nacht war recht frisch und feucht. Der Wecker läutete um 07:00. Um uns herum war es jedoch noch immer so dunkel wie vorher. Interessantes Gefühl. Wir standen auf, frühstückten und putzten uns die Zähne. Dann gingen wir zum Schacht und seilten uns weiter ab.

Peter im Winkel Gang .bmp

Peter im Winkel Gang

Dort kamen wir dann am grob blockigen Schachtgrund an. Dort ist auch noch eine Inschrift der Brüder Hamburger aus dem Jahre 1907, an deren Material wir uns abseilten. Gleich nach der Stelle mit der Inschrift folgt ein 10 Meter Abseiler zur Mittelstation.

die Inschrift, genau 100 Jahre alt.bmp

die Inschrift, genau 100 Jahre alt

Dort gab es nette Tropfsteine und Sinterbildungen. Über einen tiefeingeschnittenen Canyon ging es dann zum großräumigen Hauptschacht.

beim tiefeingeschnittenen Canyon, Martin beim Standplatzbau.bmp

beim tiefeingeschnittenen Canyon, Martin beim Standplatzbau

Freihängend ging es nach unten. Sehr beeindruckend. Peter war mental jedoch nicht in bester Verfassung und wollte dort nicht mehr hinunter. Ich seilte mich über den großen Schacht ab und war beeindruckt. Beim Knoten stieg ich um und fuhr bis ganz hinunter. Unten erzählte ich Martin, dass Peter oben wieder umgedreht war und wir beschlossen hier auch nicht mehr fortzusetzen.

Martin beim Abseilen.bmp

Martin beim Abseilen, ein wahnsinns Schacht - 80 Meter frei hängend (wenn nicht mehr)

Leider hatte ich kein Seil mehr mit, denn die Kaskadenkluft hätte mich noch brennend interessiert. Martin begann mit dem Aufstieg und hakelte sich hinauf. Als er oben war stieg ich auch gemütlich auf. Freihängend jümarn ist schon was sehr interessantes!!! Während ich die restlichen Seile versorgte ging Martin schon einmal vor. So könnte ich mir eventuelle Warterei beim jümarn sparen. Als ich dann weiter Aufstieg hörte ich ein tiefes Grollen. Verdammt was ist das? Ein Felssturz.

Hier ereignete sich der Fehler Nummer 2: Die Kletterstrecke vom Stand des zweiten Hauptschachtes zur Inschrift gingen wir am Seil mit der Steigklemme gesichert, da es überall tiefe Schachtöffnungen in der Kluft gab. Den Beginn des ersten Hauptschachtes kletterten wir ebenfalls am Seil gesichert. – was sich als Fehler erwies.

Martin hielt sich an einem großen scheinbar massiven Felsen an, der sich in zwei Teile teilte und mit ihm absegelte. Optisch war es nur ein Felsen – tatsächlich aber 2 durch Lehm zusammengewachsene Brocken. Die Lehre daraus – klettern in der Höhle weitgehend vermeiden und immer mit Steighilfe aufsteigen.

Jedoch hatten wir Glück! Martin hatte beim Raufklettern einen großen Block gelöst (ca. halber Kühlschrank mit 500 kg), der mit ihm abgefahren war. Zum Glück nahm der Block den Weg nach links und er den nach rechts.

Also weiter Richtung Aufstieg. Martin ging gleich weiter. Jetzt ging es 80 Meter unter dem Gerinne (Wasserfall) hinauf. Oben kam dann der zweite Schock.

Mantelriss

Als Martin zum Stand des ersten Schachtes kam, war der Mantel völlig durchgescheuert, obwohl das Seil den Fels gerade mal berührte und die Stelle nur 1 Meter vom Stand entfernt war. Dementsprechend fuhr Martin zum zweiten Mal der Schock in die Glieder. Er stieg schnell über den gerissenen Mantel drüber und stoppte mein Nachkommen.Ruhig und blitzschnell mobilisierte er ein zweites Seil und ließ dieses zu mir herunter. Schützte die Kante mit Plastik und beobachtete die Scheuerstelle. Mit ruhigem Gewissen konnte ich so die restlichen 65 Meter aufsteigen. Jetzt ging es durch den engen Schlurf zurück in die Schatzgräberhalle und zurück zum Biwak. Von dort stiegen wir dann wieder an die Oberfläche und waren froh wieder Tageslicht zu genießen.

Die Lehre aus Beinaheunfall 2: Keine Dynamikseile verwenden, bei alten Ständen nicht abseilen wenn die Seilführung nicht perfekt passt und wenn doch dann immer was unterlegen – unterlegen werden wir in Zukunft sowieso immer etwas bei jeder möglichen Scheuerstelle. Für die nächste Befahrung müssen wir die Standpositionen und den Weg dorthin vorher besser erfragen.

die frische Luft und das Licht ist immer wieder ein Genuss .bmp

die frische Luft und das Licht ist immer wieder ein Genuss

Gemütlich ging es wieder in die Heimat. Eine sehr faszinierendes, riesiges Höhlensystem mit extrem viel Forschungspotential. Ich glaube wir waren nicht das letzte Mal dort. Bis bald und liebe Grüße an Peter & Martin

Geldloch (die Fotos könnt ihr euch hier ansehen)

Taubenloch (die Fotos könnt ihr euch hier ansehen)

  1. des is warscheinlich wie beim Klettern mit der Höhenangst. I hab a Höhenangst ghabt als i angfangen hab zu klettern. Allerdings is klettern meine große Leidenschaft und Höhlentouren sind mehr Ausweichprogramm wenns Wetter zu schlecht ist um aufn Berg zu gehn. Deshalb glaub i nit, dass i so viel in Höhlen gehen werd und a, dass die “Platzangst” nit so schnell vergehen wird. Aber i bin zuversichtlich :D

    lg Peter

  2. @ Peter: Das geht weg! Ich hab, bevor ich mit dem Höhlenforschen angefangen hab extreme Platzangst gehabt, und nicht nur in Höhlen :-) Aus meinen ersten beiden Höhlen bin ich nach 5 Minuten wieder raus :-)

  3. rosi am 5. Juni 2007

    wow da habts ihr ja wieder was erlebt! :) zum glück ist alles gut ausgegangen und ihr seids wieder gesund heim gekommen, das mit dem seil war wohl nicht so lustig …

    lg
    rosi

  4. jo war echt oarg und für mi mental sehr anstrengend. Bin des nit gewohnt, so lange kein Tageslicht zu sehen. Aufm Berg is ma nach wie vor lieber als im Berg :D Aber war trotzdem (oder warscheinlich deswegen) sehr aufregend und genial!

    lg Peter

  5. Conny am 4. Juni 2007

    unvergessliches Abenteuer wohl für euch! Die Übernachtung schaut sooo romantisch aus, da komm ich das nächste Mal doch gleich mit;-)
    Echt t(v)oll verrückt, was ihr da so für Abenteuerprogramm durchzieht!
    Lese die fesselnden Storys immer echt gern!
    LG Conny

  6. Hallo Michl,

    Seil war ein Dynamik Seil
    Seil hätten wir bei der Kante schützen müssen! Sind da jetzt sehr sensibilisiert!

    - Geldloch hatte sehr schlechtes Material!

    - Taubenloch war bis zum Melkerdom perfekt!

    hast du da was verwechselt?

    lg flo

  7. Ich doch gesagt ihr sollt’s dort nix angreifen was nicht angenagelt ist :-)) Scheint aber eine interessante Tour gewesen zu sein.

    Sorry dass ich jetzt Pit Schubert spiele, aber mich interessiert’s einfach :-) Wie genau war der Ablauf der zum Mantelriss geführt hat? War das ein statisches oder ein dynamisches Seil – dynamisch, oder? Habt ihr gewußt, dass das Seil über eine Kante läuft, oder ist es durch einen Pendler beim Sturz an die Kante gekommen? Seid ihr daran aufgestiegen, oder war das mehr “zum Anhalten”. Ist Martin mit einer Steigklemme in das Seil reingestürzt, wenn ja wie weit?

  8. burnie am 4. Juni 2007

    coole fotos & story! bin ich froh, dass ich da nicht dabei war *g*!

    dibu,

    burnie