Klettern, bergsteigen und ein bisschen mehr….


7 Hruschka 2015

Genau dieses Motto zählte an diesem Wochenende. Endlich habe ich es geschafft einen gemeinsamen Termin mit Philipp Angelo auszumachen. Philipp und ich haben uns 2009 auf einer Skitour in Südtirol (Stotz) kennengelernt. Danach hatten wir zwar immer wieder Kontakt aber haben es nie zu einem gemeinsamen Abenteuer geschafft. Somit war es höchste Zeit mal wieder was gemeinsam zu machen und das war an diesem verlängerten Wochenende wahrlich perfekt den im Süden sollte es ausgezeichnetes Wetter geben.



Am Freitag ging es nach der Arbeit gleich Richtung Bozen, was bei wenig Verkehr ohne viel Staus perfekt lief. Philipp erwartete mich bereits und so war in seiner Wohngemeinschaft bereits Highlife. In der Stadt war zuerst einmal Party angesagt und so wurde es dann doch noch ein wenig später bis wir ins Bett kamen, was den Wecker am nächsten Tag relativ wenig interessierte. Um uns am ersten Tag nicht gleich vollständig zu vernichten, gingen wir es gemütlich an. Eine rassige Skitour stand auf dem Programm.

Gipfel der Felbespitze

Die Felbespitze im Zillertal bei blauem Himmel und faktisch unverspurt war eine sehr gute Wahl. Philipp, Thomas (Buba), sein Dad und ich waren in den Startlöchern. Leider hatte Buba´s Dad Probleme mit seinem Ski. Ihm ist der vordere Pin bei seiner Dynafit Bindung abgebrochen. Das es so was gibt! Somit musste er sich einen Ersatzski besorgen. Wir starteten langsam und kämpften uns den steilen Wald hoch. Enge Spitzkehren und die steile Flanke führten uns in den großzügigen Kessel. Von diesem geht es dann über eine steile Flanke auf den Gipfel.

Philipp & Buba auf den letzten Metern der Gipfelflanke

Der Gipfel war uns dann leider ein wenig zu haarig, da wir keine Steigeisen mit hatten und die Flanke ziemlich gefroren war. Aber das störte überhaupt nicht. Oben chillten wir dann so richtig in der Sonne und warteten auf Buba´s Dad. Um es noch gemütlicher zu haben, fuhren wir über die steile Flanke ab und knallten uns in die Sonne. Gruben dort ein paar Schneeprofile und schon war Buba´s Dad da. Im Speedtempo lief er an uns vorbei und war bald schon wieder mit den Ski bei uns. Jetzt konnten wir gemeinsam abfahren. Wir wählten die steile Variante. Unverspurter 100% echter Pulver. Pah geil…

perfekte Abfahrt

Am Abend wurden ausreichend Spagetti getankt, um am nächsten Morgen fit für´s Eis zu sein. Es sollte unser Highlight werden. Dank der Zeitumstellung waren wir eine Stunde früher dran und waren bald unterwegs Richtung Sella zum Mur de Pisciadu. Die Wasserfälle im unteren Bereich kannten ich relativ gut, aber dass sich da oben eine wahre Perle versteckt, war mir noch nicht klar.

von da sieht man die Linie schon perfekt (Hruschka)

Es handelt sich um eine traditionelle Felslinie Namens Hruschka, welche im Sommer hin und wieder geklettert wird. Im Führer ist diese mit “häufig naß” beschrieben, was für uns Eis bedeuten sollte. Die Tour war unter News in www.planetmountain.com drin. Der Zustieg war etwas mühsam, da es doch einiges an Neuschnee gab und das Ende März.

Buba auf den letzten steilen Zustiegsmetern

Über das Val Mezdi spurten wir bis zur gut sichtbaren Linie. Diese sah von der Entfernung alles andere als gut aus. Auch die Wand entpuppte sich als reine Ostwand und nicht wie im Topo beschrieben als nach Norden ausgerichtete Wand. In der Übersichtsbeschreibung steht zwar Nordost, aber wir hatten nur das Topo im Kopf. Also viel Sonne, was im März schon spannend werden kann. Zuerst mussten wir die steile 45° Rinne hochstapfen, um zum Einstieg zu kommen. Beim Einstieg sahen wir das schöne blaue Eis, das einen guten Start bedeutete.

ich in der zweiten Seillänge

Perfektes Eis und steile Kletterei führten uns Meter für Meter hinauf. Eine echt geile Linie und auch gut absicherbar. Die letzen beiden Felslängen übernahm Buber. Souverän kletterte er den steilen Fels und baute Stand an einem guten Klemmblock. Philipp und ich kletterten nach und nun ging es in die letzte Länge.

Philipp in der 5. Seillänge

Buba kletterte 6 Meter über den Stand als ihm plötzlich ein Felsblock ausbrach. Mit diesem ging es dann bergab. Vorbei am Stand und ohne Zwischensicherung frontal in den Stand - der Gott sei dank, hielt. Puh – Schock! Buba hing am Seil und kletterte hinauf Richtung Stand. Etwas geschockt waren wir froh, dass der Stand hielt und das Buba ok war. Er meinte lediglich, dass er sich sein Knie angeschlagen habe. Einen Blick auf die Goretexhose zeigte einen Riss in der Hose und Blut rann heraus. Uh, nicht so gut! Jetzt hieß es ruhig bleiben. Wir zogen die Hose rauf und begutachteten das Knie bzw. die freigelegte Kniescheibe. Zuerst wollten wir die Wunde mit Tape zukleben, aber das Blut machte uns einen Strich durch die Rechnung. So nahm ich den GoPro Akku und ein wenig Küchenrollenpapier und machte einen Druckverband. Mit Philipps Softshelljacke wurde es ein sauberer Druckverband, den wir noch mit zwei Kevlarschnüren verstärkten. So konnten wir die Blutung stoppen und seilten die 400m wieder ab.

Buba im steilen Eis (4. Seillänge)

Über die steile Rinne ging es dann zurück Richtung Parkplatz. Buba musste zwar ein wenig kämpfen, aber 3h später waren wir im Spital in Bozen und mit 6 Nähten war er wieder hergestellt. Viel Lust zum Feieren gab es dann zwar nicht mehr und um 23:00 fiel ich ins Bett und schlief sofort ein.

v.l.n.r. Philipp, Buba (Thomas) und ich

Am nächsten Morgen war das Wetter eher schlecht gemeldet und so verzogen wir uns ganz in den Süden Richtung Arco zum Felsklettern. Was gibt es schöneres nach einem Eisklettertag als im kurzen Leibchen Fels zu klettern.

Philipp spielerisch in der 6c Länge

Wir entschieden uns für die Zanzara am Colodri. Philipp ist ein brutal starker Felskletterer. So durfte er fast die ganze Tour führen. Sonst wäre ich da vermutlich nicht raufgekommen. Philipp ist die komplette Tour Rotpunkt geklettert. In einer “6b” Länge hat er leider einen Fehler gemacht und ist mal abgesprungen, aber die zachen Längen hat er alle sauber geklettert. Wirklich starke Leistung! Die oberen Längen sind in Summe alle nochmal super zach.

Ich – zähneknirschend und am Limit in der 7a

Die Bewertungen haben im oberen Bereich aus meiner Sicht nicht viel mit 6a oder 6b zu tun. Ich glaube eher das liegt alles so im 6c Bereich. Zumindest würde ich mit dieser Einstellung an die oberen Längen gehen, dann gibt es keine bösen Überraschungen. In einer der “6b” Längen habe ich vier Anläufe gebraucht, dass ich mit Ach und Krach drübergekommen bin. Auch wenn ich sicher kein Topkletter bin, aber mit 6b hat das nix zu tun.Egal, mit Philipp, als Ass im Ärmel, waren wir in 6h am Ausstieg. Die Linie selbst ist der Hammer. Steil & geil und sehr, sehr coole Züge. Auf jeden Fall einen Ausflug wert und eine echt coole Linie.

steil und geile Kletterei im oberen Teil – 6a ???

Mit fehlender Hornhaut ging es dann wieder nach Bozen, wo wir gemeinsam Pizza kochten und einen voll netten Abend verbrachten. Am nächsten Morgen machten wir uns noch ein gutes Frühstück mit exzellenten Kaffee und dann fuhr ich wieder heim. In Brixen checkte ich noch einen Schirm für einen Kollegen und machte einen Stopp bei Peter, Ruth & Dominik. Schließlich musste ich das Neugeborene von Ruth & Peter gleich mal sehen. Voll ein süßes Baby und so brav…. aber das wird sich noch ändern. Mit vielen schönen Tagen voller Erinnerungen und Erlebnissen mit Freunden ging es wieder nachhause. Es ist einfach schön wie intensiv das Bergsteigen verbindet, egal ob am Seil oder bei Freundschaften.

Bilder: Felbespitze Hruschka Zanzara

  1. Sophie am 7. April 2015

    Schöööön sind sie die Berge, aber bin froh, dass nicht mehr passiert ist!

  2. Zussi am 5. April 2015

    Gefüllte Lebenszeit – sehr vergönnt!

  3. Dazu : “Eine echt geile Linie und auch gut absicherbar.”

    Tolle Sachen hast wieder g´macht, Flo.

    Alle Touren, die ich – Anti-Kletterer – mir in Niederösterreich noch erträume
    - also Gelber bzw. Hocke Felix Turm, Krebetznadel und Teufelskirche -
    sind jedoch leider nicht gut absicherbar,
    wären aber für einen Hubschrauber-Übungs-Bergungsflug bestens geeignet.
    ( Vielleicht lerne ich diesbezüglich endlich jemanden persönlich kennen ! )

    Anders ist das beim tollen “Bohrhaken-Trittleiter-Turm” in Ober-Kienstock.
    Der ist zwar super abgesichert.
    Aber wer macht schon sowas.

    FROHE OSTERN !

    Willy

  4. Super Sache! Alles drin, was das Bergsteigerherz begehrt!
    Ach ja: Seit wann brauchst du für eine 6b- Länge WENIGER als vier Anläufe? ;-)

  5. coole Touren und schöner Bericht! Du sprichst wohl aus Erfahrung was den Nachwuchs betrifft, oder? :) Danke für deinen Besuch. Wir haben uns sehr darüber gefreut. Liebe Grüße aus Tirol